„Sozialer Zusammenhalt in einer modernen Großstadt mit einer hochdifferenzierten Bevölkerung kommt nicht von selbst. Er muss durch niederschwellige Angebote sozialer Vernetzung und bürgerschaftlicher Partizipation gefördert werden. Hier besteht gerade in München mit seiner rasch wachsenden Bevölkerung erheblicher Handlungsbedarf – in personeller und organisatorischer Hinsicht, aber auch bei der Schaffung geeigneter Räumlichkeiten.“
Mit diesen Worten begründen Fraktionschefin Katrin Habenschaden und Stadträtin Jutta Koller ein fünfteiliges Antragspaket zum „Quartiersmanagement“ – dem Aufbau selbsttragender Strukturen zur Aktivierung und Vernetzung der Bewohnerschaft einzelner Stadtteile durch gemeinsame Projekte. Dabei kann es sich um Nachbarschaftstreffs handeln, um Möglichkeiten unbürokratischer Raumnutzung durch die Bürgerinnen und Bürger, und um deren generelle Einbindung in stadt- und sozialplanerische Prozesse.
Antrag 1 widmet sich der Einführung von Quartiersmanagement in allen größeren Neubaugebieten. Zu diesem Zweck sollen Projektgruppen eingerichtet werden, in denen alle relevanten Akteure, wie etwa die im Gebiet vorgesehenen Genossenschaften, Bauträger, Vertreter*innen aus dem Alten- und Jugendbereich, dem Gesundheitssektor, aus Bildung, Kultur und Sport, von FOEBE (Förderstelle für Bürgerschaftliches Engagement), REGSAM (Regionales Netzwerk für soziale Arbeit in München) sowie den zuständigen städtischen Dienststellen kooperieren.
Katrin Habenschaden: „Damit aus Neubaugebieten lebenswerte Stadtteile werden, in denen sich alle Menschen wohlfühlen können, ist es wichtig, künftig nicht erst nach der Fertigstellung eines Quartiers über Möglichkeiten der Integration und Vernetzung der Bewohnerinnen und Bewohner nachzudenken, sondern von Anfang an. Dazu ist es sinnvoll, alle Beteiligten in einer Projektgruppe zu versammeln, die langfristig von den vor Ort aktiven Initiativen federführend übernommen wird.“
Antrag 2 fordert eine deutliche Ausweitung des Angebots an Nachbarschaftstreffs.
Jutta Koller: „Nachbarschaftstreffs bieten ein breites Angebot an selbstorganisierten Projekten und Aktionen und tragen zur niederschwelligen Vernetzung im Viertel bei. Nicht nur in Neubaugebieten, wo Vernetzung besonders wichtig ist, sind sie unverzichtbar, auch Bestandsquartiere profitieren ungemein von ihnen. In einer dynamischen Stadt wie München verändern sich Stadtviertel ständig, Menschen ziehen weg, neue Mieterinnen und Mieter kommen hinzu. Entsprechend ist es auch wichtig, dass vermehrt Angebote zur Bildung einer gut vernetzten Nachbarschaft gemacht werden.“
Antrag 3 widmet sich der Aufgabe, in Neubaugebieten lebendige Straßen zu schaffen, deren Erdgeschosse nicht nur von Wohnnutzung dominiert werden. Vorbild dabei soll nach dem Vorschlag der Grünen – Rosa Liste die „Seestadt Aspern“ in Wien sein.
Katrin Habenschaden: „Statt anonymer Gebäudeblöcke entstehen in Aspern lebendige Erdgeschosszonen. Geschäfte, Lokale, Wohnungen und Nachbarschaftstreffs sorgen für ein attraktives urbanes Leben im Stadtteil. Ermöglicht wird dies durch entsprechende Vereinbarungen der Stadt Wien mit den Bauträgern, welche die Flächen entweder an die Stadt bzw. eine ihrer Tochtergesellschaft vermieten oder im Rahmen der Bauvereinbarung bereits einen festen Anteil an Erdgeschossnutzungen dieser Art zugestehen.“
Antrag 4 fordert die Verwaltung auf, in Bestandsquartieren mehr Räume für Stadtteilarbeit, die Kreativ- und Kulturszene, Sozialeinrichtungen sowie bürgerliches Engagement zu finden und zu sichern. Hierzu sollen Stadtteilbeauftragte aus den lokalen Initiativen benannt werden, die diesen Prozess gegen eine angemessene Aufwandsentschädigung begleiten: Mittels einer digitalen Plattform für flexible, unbürokratische Parallelnutzungen von Räumen und Flächen soll die Stadt dafür sorgen, dass knappe Räumlichkeiten effizienter genutzt werden können.
Jutta Koller: „Es gibt viele Räume in Schulen, öffentlichen Einrichtungen, Kirchen und Vereinen, die temporär genutzt werden könnten, wenn dies bekannt und Verantwortlichkeiten verbindlich geklärt wären. Die bestehenden Hindernisse lassen sich mit einer niederschwelligen digitalen Raumbörse für Zwischen- und Parallelnutzungen und festen Ansprechpartnern überwinden.“
Der 5. Antrag schlägt vor, das moderne Quartiersmanagement bei der Planung des Neubaugebiets Bayernkaserne und, soweit möglich, auch in Freiham anzuwenden.Rückfragen