Es gibt Menschen, die nicht groß in der Öffentlichkeit stehen, deren Wirken aber große Bedeutung für uns alle hat. Einer dieser Menschen war Marcus Buschmüller.
Vor über 30 Jahren gründete Marcus mit einigen anderen die Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München, kurz das a.i.d.a-Archiv, dessen treibende Kraft er bis zu seinem Tod am vergangenen Donnerstag war. Sein über Jahrzehnte andauerndes ehrenamtliches Engagement ist in seiner Bedeutung für München und Bayern kaum zu überschätzen, war aber immer auch mit Widrigkeiten verbunden.
Es gab und gibt kaum rechtsradikale Umtriebe in München und Bayern, denen a.i.d.a. nicht auf die Schliche kam, darüber berichtete und vor ihnen warnte. Dementsprechend war Marcus neonazistischen Kreisen seit Anbeginn seiner politischen Tätigkeiten ein Dorn im Auge. Anders als man vermuten könnte, bekam er für sein Engagement vom Freistaat und den Sicherheitsbehörden keinerlei Unterstützung, vielmehr wurde er für seine Recherchen als Linksextremist im Verfassungsschutzbericht aufgeführt – bis a.i.d.a. schließlich juristisch gegen den Bericht vorging und vor Gericht Recht bekam.
Doch gerade, weil den Sicherheitsbehörden bis heute scheinbar oft mehr daran gelegen ist, Antifaschist*innen zu kriminalisieren, als selbst Rechtsradikalismus zu bekämpfen, war die Arbeit von Marcus so wichtig. Kaum jemand in der Bundesrepublik, der sich mit der rechten Szene auseinandersetzt, hat in der Vergangenheit nicht schon einmal auf seine Expertise und das sorgfältig zusammengetragene Material im Archiv zurückgegriffen. Ohne Marcus Engagement könnten Neonazis in München und Bayern heute weit unbehelligter und offener agieren.
Mit dem Tod von Marcus Buschmüller verliert München einen aufrechten Antifaschisten. Er hat immer wieder bewiesen, wie unglaublich wichtig zivilgesellschaftliches Engagement gegen den wiedererstarkenden Rechtsradikalismus ist. Die Lücke, die er hinterlässt, ist groß – und sollte uns alle daran erinnern, dass wir uns nicht auf den Staat alleine verlassen können, wenn es darum geht, sich gegen Hass und Hetze zur Wehr zu setzen.
Marcus, wir vermissen Dich!
Foto: Sascha Kletzsch