Pressemitteilung | 01.04.2011

Streit um Namensgebung NS-Dokumentationszentrum

P R E S S E M I T T E I L U N G

Streit um Namensgebung NS-Dokumentationszentrum
Grüne mahnen zur Sachlichkeit

Die Erklärung der Gründungsdirektorin des NS-Dokumentationszentrums, Irmtrud Wojak, zur Namensfindung des von ihr zu leitenden Instituts ist in der Stadtratsfraktion Die Grünen – rosa liste auf scharfe Kritik gestoßen. Wojak hatte für einen Verzicht auf das Kürzel „NS“ plädiert, konnte sich nach einer ausführlichen Debatte um den richtigen Namen aber nicht durchsetzen.

Daraufhin hatten Wojak und ihr wissenschaftliches Team Vertretern der anderen Meinung vorgeworfen, dass sie „sich nicht mit unseren Argumenten auseinander gesetzt haben. Im Gegenteil: Die Debatte im Kulturausschuss war bedauerlicherweise ein Lehrstück dafür, dass das Wort der Zeitzeugen kein Gehör mehr findet, wenn parteipolitische Überlegungen im Spiel sind. (…)Mehr noch: Das Ausspielen der Zeitzeugen, die verständlicherweise unterschiedliche Meinungen haben können, untereinander, um eigene politische Positionen durchzusetzen, hat etwas zutiefst Beschämendes an sich. Es lässt das Schlimmste fürchten für die zukünftige Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus.“

Der Vorsitzende der Stadtratsfraktion Die Grünen – rosa liste, Siegfried Benker bewertete die Äußerungen Wojaks als „völlig unverständliche Entgleisung in der Diskussion um eine Frage von eher peripherer Bedeutung.“ Es sei bedauerlich, dass eine Nebenfrage wie die Namensfindung zu einem grundlegenden Problem im Umgang mit dem Nationalsozialismus hochstilisiert werde. Die Diskussion um den richtigen Namen des Dokumentationszentrums sei in ruhiger und sachlicher Atmosphäre verlaufen, alle Meinungen seien gehört worden.

Siegfried Benker: „Die Erklärung der Gründungsdirektorin ist nicht inhaltlicher Natur, sondern bewusst diffamierend und herabsetzend für alle, die eine andere Meinung vertreten und sich teilweise seit 15–20 Jahren um die Gründung eines NS-Dokumentationszentrums in München bemühen. Nach einer mehrmonatigen sachlichen Debatte kann Frau Wojak die Mehrheitsentscheidung des Stadtrates nicht akzeptieren und stellt sich mit haltlosen Unterstellungen ins Abseits. Diese Erklärung lässt einen gewissen Mangel an Kenntnis und Respekt der demokratischen Prozesse in einer Kommune erkennen.

Es ist sicherlich der Bedeutung des Gegenstands – die Erinnerung an die Verbrechen des NS-Regimes und deren Ursachen in der einstigen „Hauptstadt der Bewegung“ zu erhalten – angemessen, wenn nun wieder ein sachlicher und respektvoller Diskussionsstil einkehrt.“