Pressemitteilung | 04.05.2023

Straßenbenennungen setzen Zeichen gegen Faschismus und Menschenverachtung

Würdigung von Hugo Höllenreiner, Luise Zietz, Olga Benario und Marion Gräfin Dönhoff

Die Fraktion Die Grünen – Rosa Liste begrüßt die im Kommunalausschuss am Donnerstagvormittag beschlossenen Benennungen von drei Straßen und einem Platz in Neufreimann.

Stadtrat Dr. Florian Roth setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, die hasserfüllte und brutale Geschichte des Antiziganismus in München vor dem Vergessen zu bewahren. Der Beschluss, eine Straße nach Hugo Höllenreiner (1933-2015) zu benennen, sei „sehr bewegend“, bekennt Roth. Er sagt: „Hugo Höllenreiner war Münchner, Giesinger, Deutscher, Sinto. Er überlebte den Völkermord, überlebte vier Konzentrationslager, überlebte Mengeles Menschenversuche und kehrte als zwölfjähriger Junge nach München zurück. Schwer traumatisiert konnte er erst fünfzig Jahre später über seine Kindheit sprechen. Er wurde ein beeindruckender Zeitzeuge. Er war ein warmherziger Mann, dessen Verdienste um München nicht hoch genug eingeschätzt werden können. Dass wir eine Straße nach ihm benennen, ist ein richtiges und bedeutendes Zeichen. Hugo Höllenreiners Zeugnis bleibt uns Auftrag, uns weiterhin einzusetzen für das Wissen um die Geschichte, für eine würdige Erinnerungskultur und gegen den Antiziganismus, der bis heute nicht überwunden ist.“

Stadträtin Gudrun Lux würdigt außerdem die „beeindruckenden Frauen“, deren Namen in Neufreimann zwei Straßen und ein Platz tragen werden.

Luise Zietz (1865-1922) sei „eine Kämpferin für die Demokratie, Menschenrechte und Menschenwürde“ gewesen, so Lux. „Als Politikerin und Feministin kann ich mich vor Zietz nur verneigen. Ich bin froh und dankbar, dass wir sie durch eine Straßenbenennung ehren und dazu beitragen, dass ihr Leben und Wirken nicht vergessen wird.“ Zietz kam aus der Gewerkschaftsbewegung und setzte sich vehement für das Frauenwahlrecht ein. Sie kämpfte für den Acht-Stunden-Tag, den Mutterschutz und das Verbot von Kinderarbeit. Zietz war für die USPD Mitglied der Weimarer Nationalversammlung sowie bis zu ihrem Tode Mitglied des Reichstags.

Olga Benario (1908-1942) wuchs in München auf und war in ihrer Jugend in Schwabing politisch aktiv. Als Jüdin und Kommunistin wurde sie vom nationalsozialistischen deutschen Staat verfolgt und schließlich ermordet. Gudrun Lux: „Es ist gut, die Frauen sichtbar zu machen, die im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv waren und die ihm zum Opfer fielen.“

Dass eine Straße nach der ehemaligen Chefredakteurin und Herausgeberin der Wochenzeitung Die Zeit Marion Gräfin Dönhoff (1909-2002) benannt wird, „freut mich persönlich besonders“, so Lux. „Dönhoff war in meiner Jugend ein großes Vorbild für mich“, bezeugt die ausgebildete Journalistin Lux. Dönhoff war im Umfeld des Kreisauer Kreises und im Freundeskreis um Claus Schenk Graf von Stauffenberg aktiv am Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligt. „Es war ihr nicht in die Wiege gelegt, überzeugte Demokratin zu werden“, hebt Lux hervor. „Sie aber wurde eine und als Publizistin wurde sie eine herausragende Gestalt der deutschen Nachkriegsjahrzehnte. Ihre beeindruckende Lebensgeschichte, ihre Bücher und Artikel sind unschätzbar wertvolle Zeugnisse.“