München braucht eine wirkliche Verkehrswende, damit auch in Zukunft alle weiter mobil sein können: Mehr Menschen müssen deshalb in Busse, Trambahnen, U-Bahnen und aufs Rad umsteigen. Breitere Radwege, Busspuren und mehr Platz für zu Fuß Gehende sind der Schlüssel dafür, um das zu erreichen. Der bestehende und begrenzte Platz muss neu verteilt werden – nicht überall kann der Autoverkehr dieselben Flächen behalten. Damit trotzdem keine Staus und damit eine hohe Schadstoffbelastung entstehen, gibt es wichtige Stellschrauben, an denen es für einen flüssig fließenden Verkehr zu drehen gilt: Mithilfe von künstlicher Intelligenz und Vernetzung können Auto- und auch Radfahrende so durch die Stadt gelenkt werden, dass der Verkehr nicht ins Stocken gerät. Vor allem bei Fußballspielen und Großkonzerten kann das den entscheidenden Unterschied machen!
Andere Städte machen vor, wie es geht. In Niedersachsen nutzt die dortige Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr sogenanntes Collaborative Routing. Verkehrsdaten werden in Echtzeit analysiert, Verkehrsteilnehmende so gelenkt, dass sie sich besser auf die Straßen verteilen. Statt allen Autofahrenden dieselbe Ausweichroute anzuzeigen, wird der Verkehr entflochten. Möglich macht das ein Algorithmus im Hintergrund. Wer im Auto sitzt, nutzt die Navigations-App Nunav, die in Hannover entwickelt wurde und die mit den intelligenten Verkehrsdaten gefüttert wird. Laut der niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr konnte die Fließgeschwindigkeit des Verkehrs in Hannover so um bis zu 30 Prozent erhöht werden – und das funktioniert sogar schon dann, wenn nur etwa zehn Prozent der Fahrzeuge die Nunav-App nutzen.
Wien will in einem Pilotprojekt mehrere Ampeln vernetzen, die an Hauptverkehrsstraßen liegen. Diese sollen selbstständig auf Grün schalten können, sobald sich Verkehrsteilnehmende nähern – egal, ob zu Fuß, mit dem Rad oder im Auto. Intelligente Ampelanlagen, die erkennen, wenn zu Fuß Gehende die Straße queren wollen, gibt es in Wien bereits. Seit September 2019 ersetzen sie schrittweise Druckknopfampeln.
Die Mehrheitsfraktionen Die Grünen – Rosa Liste und SPD/Volt fordern nun, dass das Mobilitätsreferat auch für die Stadt München erarbeitet, wie digitale und KI-basierte Technologie den Verkehr zum Fließen bringen kann: Um Verkehr bei Großveranstaltungen zu lenken, Baustellen schlau zu umfahren – oder auch einfach im Alltagsverkehr Erleichterung zu bringen. Das Referat soll dabei auf Maßnahmen setzen, die sich schnell, einfach und günstig umsetzen lassen.
Florian Schönemann, Stadtrat Die Grünen – Rosa Liste: „Gerade, weil wir im Zuge der Verkehrswende Raum neu verteilen müssen, ist es wichtig, verbleibenden Autoverkehr intelligent zu lenken. Das senkt auch die Schadstoffbelastung. Hannover und Wien zeigen, wie Dank KI und Digitalisierung Autos, aber auch der Radverkehr so smart gesteuert werden können, dass alle gut vorankommen, statt an roten Ampeln oder Stoßstange an Stoßstange zu stehen. München sollte davon lernen, und diese Erkenntnisse vor allem bei Großkonzerten und Fußballspielen clever nutzen.“
Nikolaus Gradl, Stadtrat der SPD/Volt-Fraktion: „München ist in vielen Bereichen bereits führend. Jetzt ist es an der Zeit, auch bei der intelligenten Verkehrssteuerung in Echtzeit aufzuholen. Mit KI und smarter Vernetzung können wir den Verkehr flüssig halten, Schadstoffbelastungen reduzieren und für alle, ob zu Fuß, mit dem Rad oder im Auto, mehr Komfort schaffen. Andere Städte wie Ingolstadt und Wien machen es vor – München sollte jetzt nachziehen. Gerne auch in einer Kooperation mit der Münchner Wirtschaft!“