Die Straßenbenennung nach Friedrich Hilble, bis zu seinem Tod im Jahre 1937 Leiter des Münchner Wohlfahrtsamtes, ist in den vergangenen Jahren immer wieder kritisiert worden. Die vom Stadtrat einberufene Expertenkommssion setzte die Hilblestraße auf die Liste der Straßennamen „mit erhöhtem Diskussionbedarf.“ Der Kommunalausschuss hat heute die Konsequenzen aus der Debatte und den historischen Erkenntnissen über das Wirken Friedrich Hilbles gezogen und sich für Umbenennung der Straße ausgesprochen. Sie soll künftig Maria-Luiko-Straße heißen.
Maria Luiko, geboren 1904 in München, besuchte ab 1924 die Münchner Kunstakademie. Ihre Zeichnungen, Aquarelle, Scherenschnitte und andere Werke wurden auf mehreren Ausstellungen in München gezeigt. Sie illustrierte auch Bücher, unter anderem von Ernst Toller und Shalom Ben Chorin, war Mitglied in mehreren Künstlervereinigungen und gründete ein Marionettentheater. Von den Nationalsozialisten mit einem Ausstellungsverbot belegt, wurde sie am 20.11. November 1941 mit 998 anderen Jüdinnen und Juden nach Kaunas in Litauen deportiert und dort fünf Tage später ermordet.
Fraktionsvorsitzende Anna Hanusch würdigte die neue Namensgeberin als beeindruckende Persönlichkeit der Münchner Kunstgeschichte: „Ich freue mich sehr, dass in Neuhausen große Einigkeit über diese Umbenennung herrscht und dass der Stadtrat mit dieser Namensgebung einen Vorschlag aufgegriffen hat, der aus dem Viertel gekommen ist und vom Bezirksausschuss ausgewählt wurde.
Maria Luiko war eine spannende und vielseitige, bestens in der Münchner Szene vernetzte Künstlerin, deren Leben und Wirken von den Nationalsozialisten auf brutale Weise viel zu früh beendet wurde. Die Ausstellung zu ihrem Werk im Neuhauser Trafo im November hat ihr Schaffen bereits dargestellt und führt hoffentlich dazu, dass sie auch künstlerisch neu entdeckt und gewürdigt wird.“
Fraktionsvorsitzender Dr. Florian Roth: „Friedrich Hilble ging rigoros gegen Menschen vor, die er für ‚Schmarotzer‘ oder ‚Asoziale‘ hielt und befürwortete deren Inhaftierung im KZ Dachau. Diese Umbenennung ist daher ein Zeichen gegen Antisemitismus und Menschenverachtung. Sie ist der Auftakt für weitere Veränderungen, die zeigen werden, wie München sich kritisch seiner Geschichte stellt – gerade heute. in Zeiten, in denen alter Ungeist in neuen Formen wieder sein Haupt erhebt.“