Pressemitteilung | 23.03.2023

Stadt beschließt partizipatives Kunstwerk zur Geschichte und Gegenwart der Sinti und Roma / Sinti*zze und Rom*nja in München

Am 13. März 1943 wurden die Münchner Sinti und Roma von der Münchner Polizei ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Gestern wenige Tage nach dem 80. Jahrestag, auch angesichts des immer noch virulenten Antiziganismus in unserer Gesellschaft, hat der Stadtrat ein wichtiges Zeichen gesetzt: Im öffentlichen Raum wird ein dauerhaftes Kunstwerk zur Erinnerung an das Schicksal dieser im allgemeinen Bewusstsein oft vergessenen und marginalisierten Minderheit errichtet.

Stadtrat Dr. Florian Roth freut sich sehr, dass das seit vielen Jahren von der grün-rosa Fraktion geforderte Kunstwerk endlich verwirklicht wird:

„München hat hier im 20. Jahrhundert eine unrühmliche Rolle gespielt – es wird Zeit, dies noch deutlicher in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Bereits vor sieben Jahren hatten wir als Fraktion ein solches Kunstwerk beantragt, der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe setzt sich schon seit 2007 nachdrücklich dafür ein.“

Im Mittelpunkt des partizipativen Kunstwerks steht eine zentrale Landmarke in Form eines aus schwarzen Dreiecken bestehenden dunklen Flecks, die an den stigmatisierenden “schwarzen Winkel” erinnert. Ergänzt wird dies durch einen Wohnwagen mit Bibliothek zu Vergangenheit und Gegenwart der Sinti*zze und Rom*nja. Die Trägerschaft soll eine der Minderheit angehörigen Gruppe erhalten.

Der voraussichtlich vorgesehene Hauptstandort in der Nähe des Polizeipräsidiums in der Löwengrube ist zentral und symbolträchtig. In ebendieser Polizeizentrale wurde bereits 1899 der reichsweit erste ‚Nachrichtendienst für die Sicherheitspolizei in Bezug auf Zigeuner‘ gegründet und später die Deportation der Münchner Sinti und Roma organisiert. Die deutschlandweite Funktion wurde auch nach dem Zweiten Weltkrieg in Form der sog. ‚Landfahrerstelle‘ weitergeführt, bis sie erst 1970 wegen Grundgesetzwidrigkeit aufgelöst wurde.

Die Stadt München trägt daher eine unmittelbare Verantwortung, betont auch Dr. Florian

Roth:

„Auf Initiative unserer Fraktion begeht die Stadt München seit einigen Jahren diesen Jahrestag auf würdige Weise. Als dauerhaftes Element kommt jetzt ein Kunstwerk dazu. Ich hoffe, dass dieses Kunstwerk zum 81. Jahrestag der Deportation am 13.3.2024 der Öffentlichkeit übergeben werden kann. Weitere Initiativen, die der Minderheit und ihrer Erinnerung Raum geben, werden hoffentlich auch bald umgesetzt, wie das von uns schon lange geforderte und auch im grünroten Koalitionsvertrag verankerte Kultur- und Erinnerungszentrum.”