Pressemitteilung | 29.09.2022

Projekte zur beruflichen Gleichstellung dürfen nicht dem Rotstift zum Opfer fallen

Seien es die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gleichwertige Karrierechancen oder der Start in berufliche Selbstständigkeit – Frauen sind im Erwerbsleben immer noch auf vielfältige Weise benachteiligt. Hier gegenzusteuern und Chancengleichheit herzustellen ist eine Aufgabe des Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramms MBQ. Diesem Ziel dienen Projekte wie

Doch der Europäische Sozialfonds (ESF) hat nun zum Bedauern aller an einer ernsthaften Gleichstellungspolitik Interessierten entschieden, die berufliche Gleichstellung von Frauen nicht mehr als Programmschwerpunkt zu behandeln. Die Folge ist, dass die oben genannten Projekte nicht mehr sicher finanziert sind, obwohl ihre Ziele und ihr Wert unbestritten sind. Die Grünen-Rosa Liste und SPD/Volt beantragen daher gemeinsam, die ausgefallenen ESF-Mittel aus dem städtischen Haushalt zu ersetzen und die Projekte sicher zu finanzieren.

Bürgermeisterin Katrin Habenschaden: „Mit unseren MBQ-Projekten unterstützen wir Frauen beim Wiedereinstieg in den Job und ermutigen sie, neue berufliche Wege zu gehen. Viele Frauen tragen immer noch die Hauptlast bei der Care-Arbeit, sind in Teilzeit beschäftigt und haben durch Lücken in der Erwerbsbiografie Nachteile auf dem Arbeitsmarkt. Die MBQ-Projekte tragen dazu bei, diese Gerechtigkeitslücke zu schließen. Von unseren Qualifizierungsmaßnahmen profitieren auch die Münchner Arbeitgeber*innen, die händeringend Fachkräfte suchen. Ich freue mich, dass wir diese Erfolgsgeschichte nun fortsetzen.“

Clara Nitsche, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen – Rosa Liste: „Es ist nicht nachvollziehbar, warum der ESF diesen wertvollen Projekten seine Unterstützung entzieht. Wir wollen sie unbedingt erhalten, denn sie haben in München Tausende von Frauen auf dem Weg in ein erfolgreiches Berufsleben unterstützt und auch geholfen dringend benötigte Fachkräfte auszubilden. Es wäre für den Münchner Arbeitsmarkt ein großer Verlust, wenn diese Projekte nicht weiterarbeiten könnten. Hier zu investieren wird sich langfristig auszahlen.“

Simone Burger, wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD/Volt-Fraktion: „Für die SPD ist die Gleichstellung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt ein zentraler Punkt, der erfüllt sein muss, damit diese Gesellschaft gerecht ist. Die MBQ-Projekte leisten hier einen wichtigen Beitrag, um dieses Ziel zu erreichen. Der Europäische Sozialfonds ist das wichtigste Instru­ment der Eu­ro­päi­schen Uni­on zur För­de­rung der Be­schäf­ti­gung in Europa. Er ver­bes­sert den Zu­gang zu bes­se­ren Ar­beitsplät­zen, bie­tet Qua­li­fi­zie­rung und un­ter­stützt die so­zia­le In­te­gra­ti­on, so lautet die Selbstbeschreibung des ESF. Auf Grund dieser Definition finden wir es vollkommen unverständlich, dass über den ESF so wichtige Projekte zur Gleichstellung von Frauen nicht mehr gefördert werden. Auch für München ist es schwierig die komplette Finanzierung zu stemmen, in anderen Kommunen bedeutet dies aber das Aus für diese Projekte. Wir setzen uns jetzt dafür ein, dass die Finanzierung über den städtischen Haushalt sichergestellt ist, fordern aber auch, dass der ESF seine Förderpraxis ändert.“

Jessica Jahr, Frauen*netz München und Geschäftsführerin IBPro e. V.: „Die Frauenprojekte guide, MOVE! und power_m leisten einen extrem wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung im Münchner Arbeitsmarkt und zur Gleichstellung von Frauen und Männern. Seit über 10 Jahren haben die drei Projekte tausende Frauen in München beraten, gecoacht und qualifiziert und ihnen dadurch zu einer eigenständigen Existenzsicherung mit einer qualifikationsgerechten Beschäftigung verholfen. Denn immer noch sind deutlich weniger Frauen am oberen Ende der Karriereleiter vertreten und immer noch sind es hauptsächlich Frauen, die sich aufgrund von Care-Aufgaben beruflich einschränken, in Teilzeit gehen oder eine Pause einlegen – mit dem Ergebnis, dass das Risiko für Altersarmut bei Frauen deutlich höher ist. Und die Corona-Krise hat diese Benachteiligung noch einmal deutlich ans Licht geholt und verschärft. Aber auch schon vor der Pandemie und jetzt noch vielmehr wäre es der falsche Kurs für die Stadt München, drei Frauenprojekte sterben zu lassen, die seit Jahren erfolgreich die Gleichstellung vorantreiben und den Münchner Arbeitsmarkt mit Fachkräften versorgen.“