Pressemitteilung | 08.11.2010

Planungslücken bei der 2. Stammstrecke: DB ignoriert Parlamente

P R E S S E M I T T E I L U N G

Planungslücken bei der 2. Stammstrecke:
DB ignoriert Parlamente

Der Nutzen des 2. S-Bahn-Tunnels wird immer fraglicher. Schon in der Vollversammlung vom 6. Oktober blieben die Ausführungen des Bayrischen Wirtschaftsministeriums und der Bahn zum Regionalverkehr auf der zweiten Stammstrecke vage und ignorierten die vom Stadtrat geforderten Sofortmaßnahmen völlig. Die DB-Projektbau gab zudem Ende Oktober auf einer Informationsveranstaltung bekannt, dass wesentliche Komponenten des Stadtratsbeschlusses zum S-Bahn-Ausbau bisher nicht in die Planungen aufgenommen worden sind, darunter z.B. die vom Stadtrat und vom Landtag geforderte Sendlinger Spange.

Für folgende vom Stadtrat geforderten Ausbaumaßnahmen gibt es demnach gegenwärtig keine Planung:

  • Die Sendlinger Spange von Laim über Heimeranplatz zum Ostbahnhof
  • Die Trambahnunterquerung am S-Bahnhof Laim (bisher nur für Busse geplant)
  • Der Bau eines Regionalzughaltes Poccistraße mit Option S-Bahn-Halt im Störfall
  • Der Ausbau weiterer S-Bahn Außenäste für eine Taktverdichtung
  • Ein weiteres Gleis für den S-Bahn-Betrieb am Ostbahnhof

Hinzu kommt, dass die aktuellen Planungen eine kleineren Regelquerschnitt für den 2. Tunnel vorsehen als bisher geplant. Diese Planungsänderung wird die Nutzung für den Regionalverkehr erschweren, da keine Doppelstockwaggons eingesetzt werden können und konterkariert somit direkt den Beschluss des Stadtrats.

Stadträtin Sabine Nallinger (Grüne) hat daher beantragt (>>>hier), bei der Deutsche Bahn AG und Bayerischen Eisenbahngesellschaft mbH mit Nachdruck eine Verbesserung des S-Bahn -und Regionalverkehrs im Metropolenraum München einzufordern. Darüber hinaus soll der Stadtrat in regelmäßigen Abständen einen Bericht über die Entwicklung der Planungen erhalten.

Sabine Nallinger: „Die jetzt bekannt gewordenen Planungsdefizite müssen schleunigst behoben werden. Andernfalls wird der Anspruch, die 2. Stammstrecke für attraktive Express-Verbindungen aus der gesamten Europäische Metropolregion München (EMM) zu öffnen, nicht zu verwirklichen sein. Denn das vorliegende Betriebskonzept für den zweiten Stammstreckentunnel beinhaltet nur drei zusätzliche S-Bahnen je Stunde und Richtung für beide Tunnelstrecken zusammen – im Vergleich zum heutigen Angebot also 10% mehr Fahrten – und das trotz rechnerischer Verdoppelung der Kapazität mit enormen Bauaufwand in Höhe von geschätzten 1,6 Milliarden Euro.

Demgegenüber könnte ein EMM-Tunnel für die gesamte Europäische Metropolregion München (EMM) mit 5,5 Millionen Einwohnern einen Quantensprung für den Nahverkehr bedeuten und gleichzeitig auch für die Einwohner im S-Bahn-Bereich spürbare Vorteile bringen, da die EMM-Expresse auch hier an wichtigen Stationen halten sollen. Zudem bestünde eine hervorragende Störfallalternative für den S-Bahn-Bereich durch den neuen EMM-Tunnel.

Aus Richtung Salzburg, dem Chiemgau und Rosenheim kommend würden dann die EMM-Expresse mit Zwischenhalt beispielsweise in Grafing, Zorneding, Trudering und Ostbahnhof direkt zum Marienplatz und Hauptbahnhof fahren und weiter über Moosach zum Flughafen. Aus Augsburg hätte man ebenfalls umsteigefreie Direktverbindungen ins Herz von München sowie zum Ostbahnhof und käme über Ismaning als Express direkt zum Flughafen. So entstünde eine attraktive Flughafenanbindung für die Region.

Die Stadt muss außerdem auf der raschen Realisierung weiterer Ausbaumaßnahmen bestehen um die hohe Störanfälligkeit des S-Bahnverkehrs in München zu reduzieren. Mit diesen Maßnahmen kann nicht gewartet werden bis eine zweite Stammstrecke fertiggestellt wird. Zum S-Bahn-Ausbau gehört auch der Ausbau der Laimer Unterführung zu einer Umweltverbundröhre mit Trambahngleisen – ein Projekt dessen Sinnhaftigkeit und dringende Erfordernis seit vielen Jahren, unabhängig vom Bau einer zweiten Stammstrecke, parteiübergreifend unstrittig ist.“