Wie kann gute Pflege auch in Zukunft sichergestellt werden? Im Sozialausschuss des Stadtrats wurden dazu am Donnerstag verschiedene Ansätze diskutiert.
München ist eine junge Stadt – doch auch hier gibt es einen steigenden Bedarf an professioneller Pflege. Gleichzeitig sind qualifizierte Altenpfleger*innen schon jetzt schwer zu finden. Deswegen muss der Beruf attraktiver gemacht werden. Ein Schlüssel ist eine bessere Selbstorganisation der Pfleger*innen, wie es sie beispielsweise bereits in den Niederlanden gibt.
Das dortige Buurtzorg-Modell sieht vor, dass Pflegekräfte sich ohne Hierarchien in Teams selbst organisieren können. Sie werden außerdem nicht nach erbrachten Pflegeleistungen bezahlt, sondern nach ihrer Arbeitszeit. Dieses Mehr an Autonomie soll auch Akademiker*innen dazu motivieren, in der Pflege zu arbeiten. In München hat ein Pflegedienst diesen Ansatz erprobt und – mit Einschränkungen – positive Erfahrungen gemacht. Das Buurtzorg-Modell hat die Pflegekräfte motiviert und die Zufriedenheit im Beruf verstärkt. Die Einarbeitungszeit war jedoch länger und Selbstorganisation nicht für alle geeignet. Erfahrungen aus dem Westerwald zeigen aber, dass es ein vielversprechender Ansatz sein kann, Elemente aus den Niederlanden zu übernehmen, zum Beispiel das selbstorganisierte und zeitbasierte Arbeiten, und an lokale Gegebenheiten anzupassen.
Ebenfalls interessant, aber noch in der Anfangsphase ist die Quartierspflege, die derzeit in Landsberg am Lech erprobt wird. Menschen aus der Nachbarschaft werden angeworben und geschult, um Pflegetätigkeiten im nahen Umfeld zu übernehmen. Ein*e Pflegelots*in steht als Ansprechperson zur Verfügung, kompliziertere Fachtätigkeiten werden von einem kooperierenden Pflegedienst übernommen.
Sofie Langmeier, sozialpolitische Sprecherin Die Grünen/Rosa Liste/Volt: „Wir müssen mehr Menschen für Pflegeberufe begeistern – und wir müssen dafür sorgen, dass ältere Pflegekräfte ihre Erfahrung gut einbringen können. Deswegen braucht es neue Ansätze. Pfleger*innen brauchen nicht nur mehr Autonomie und Flexibilität bei ihrer Arbeit, sondern es braucht auch eine solide Finanzierung. Wenn wir die Voraussetzungen dafür schaffen, könnten wir auch mehr Pflegekräfte motivieren, sich selbstständig zu machen. Derzeit sind die Strukturen der ambulanten Dienste dafür zu starr. Außerdem müssen wir Modelle für Nachbarschaften stärken. Damit es aber nicht bei Modellprojekte bleibt, brauchen wir ein anderes Abrechnungsmodell in der ambulanten Pflege und Kranken- und Gesundheitspfleger*innen müssen mehr Kompetenzen übertragen werden. Das würde auch die Hausärzt*innen entlasten.“