Pressemitteilung | 14.07.2021

Ocean Viking: Seenotrettung braucht mehr politische Unterstützung

Tagelang war das städtische Patenschiff Ocean Viking Anfang Juli mit 572 aus Seenot geretteten Menschen im Mittelmeer unterwegs und wartete darauf, einen Hafen zugewiesen zu bekommen. Die Lage an Bord war kritisch: Auf dem Schiff herrschte drangvolle Enge, viele mussten sich auf Deck aufhalten, wo sie schutzlos der Sonne und dem Wellengang ausgesetzt waren. Die psychische Belastung war enorm und die Essensrationen drohten zur Neige zu gehen. Erst nach dreitägigem Warten und internationaler Berichterstattung über die sich verschärfende Situation konnte die Ocean Viking endlich den sizilianischen Hafen Augusta anlaufen, wo mittlerweile alle Geflüchteten an Land gehen konnten.
Stadträtin Clara Nitsche erneuerte vor dem Hintergrund des tagelangen Wartens den Appell an die politischen Entscheidungsträger auf Bundesebene, dem Bündnis „Sichere Häfen“, einem Zusammenschluss von 253 deutschen Kommunen, nicht länger die Aufnahme von Flüchtlingen zu verwehren.
Clara Nitsche: „Menschen aus Seenot zu retten ist eine elementare Aufgabe jeder Gesellschaft. Dazu gehört auch, den Geretteten in einem sicheren Hafen die Möglichkeit zu geben von Bord zu gehen anstatt tagelang auf Zeit zu spielen, bis die Situation auf dem Schiff einfach unerträglich geworden ist. Die Stadt München hat sich schon vor Monaten bereit erklärt, im Rahmen ihrer Möglichkeiten aus Seenot gerettete Menschen aufzunehmen und zu versorgen. Es ist unverantwortlich, dass die Verantwortlichen in der Bundesregierung diese Angebote nach wie vor ignorieren und die Hilfsbereitschaft deutscher Städte und Gemeinden mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit einer europäischen Lösung ablehnen. Die Ehrenamtlichen der Ocean Viking-Crew tun eine Arbeit, die eigentlich von staatlichen Instanzen zu leisten wäre. Ihnen gilt unser Dank!“