Eine Wohnung, die perfekt zu einem passt. In München ist das ein Luxus, den nur wenige genießen. Große Familien quetschen sich oft in kleine Drei- oder sogar Zwei-Zimmerwohnungen. Alleinstehende Senior*innen haben dafür manchmal mehr Platz, als es ihnen lieb ist. Die städtische Wohnungstauschbörse, die Ende 2020 als Pilot gestartet ist und dann im August 2023 vollständig eingeführt wurde, soll diese Menschen mit sich ergänzenden Wohnbedürfnissen zusammenbringen. In der Praxis funktioniert das leider (noch) nicht gut genug. Die Fraktion Die Grünen – Rosa Liste will den Wohnungstausch deswegen attraktiver machen.
Wohnungstauschbörsen gibt es auch auf dem freien Markt. Hier hat die Stadt keinen Einfluss. Mit 69.000 Wohnungen hat die städtische Münchner Wohnen als größte Münchner Vermieterin aber durchaus Gewicht. Eine gut genutzte Tauschbörse kann also tatsächlich einen Unterschied machen. Derzeit tut sie es aber nicht. In der Pilotphase bis 2023 wurden lediglich 44 Wohnungen getauscht, im Anschluss daran weniger als 20. Das System muss deswegen dringend verbessert werden.
Welche Ansprüche man an seine Wohnung hat, kann sich ändern. Paare bekommen ein Kind und plötzlich fehlt ein Zimmer, Senior*innen bleiben nach einem erfüllten Familienleben allein in einer Vier-Zimmer-Wohnung zurück. Ein Tausch ist aber unattraktiv, wenn die Vier-Zimmer-Wohnung wegen eines alten Mietvertrags weniger kostet als die kleine Wohnung. Bislang bleiben die jeweiligen Kaltmieten bei einem Wohnungstausch der Münchner Wohnen aber gleich. Wer seine große Wohnung mit altem Mietvertrag abgibt, müsste für weniger Platz also mehr zahlen – was verständlicherweise nur wenige in Kauf nehmen. Deswegen fordert die grün-rosa Fraktion, dass die Tauschpartner*innen ihre Quadratmetermiete in die neue Wohnung mitnehmen können. So zahlt die Mieter*in, die sich verkleinert, in jedem Fall weniger Miete als vorher und hat einen größeren Anreiz, umzuziehen.
Außerdem hat sich gezeigt, dass die Tauschbörse innerhalb der Bewohner*innenschaft der Münchner Wohnen noch zu unbekannt ist. Hier braucht es dringend eine Öffentlichkeitsoffensive! Ebenfalls wichtig ist es, einkommensschwache oder ältere Haushalte bei einem Umzug zu unterstützen. Das muss nicht zwingend finanziell sein, aber auch logistische Unterstützung, etwa, um Möbel abzuholen oder zu entsorgen, kann sehr hilfreich sein und Menschen Sorgen nehmen, die einen Wohnungstausch ansonsten als zu überfordernd empfinden.
Clara Nitsche, sozialpolitische Sprecherin Die Grünen – Rosa Liste: „Die Wohnungstauschbörse ist eine super Idee, damit Menschen eine für sie passende Wohnung finden. Derzeit wird das Angebot aber kaum genutzt. Das liegt daran, dass diejenigen, die sich verkleinern, beim derzeitigen System oft draufzahlen würden, wenn sie Wohnraum abgeben. Dass das kaum jemand akzeptiert, ist logisch. Die Wohnungstauschbörse muss deshalb dringend reformiert werden!“