Der Stadtrat wird sich in der kommenden Woche (am Donnerstag, den 23.11. 2023) in einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Gesundheit, Soziales, Bildung sowie Arbeit und Wirtschaft mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket gegen den Personalnotstand in der Pflege beschäftigen. Die in überfraktioneller Arbeit und gemeinsam mit Verbänden im Lenkungskreis Pflege erarbeitete Beschlussvorlage enthält aus Sicht der Fraktion Die Grünen – Rosa Liste zahlreiche wichtige Ansätze zur Gewinnung von zusätzlichem Pflegepersonal – so etwa der Ausbau der Schulsozialarbeit an Pflegeschulen, die intensivere Unterstützung von Pflegenden mit Migrationshintergrund im Umgang mit Behörden, und für Pflegekräfte, die aus ihrem Beruf ausgestiegen sind, spezielle Angebote zum Wiedereinstieg. Über 7,5 Mio. Euro will die Stadt dafür bis 2026 ausgeben.
Die Beschlussvorlage zeigt auch, dass insbesondere bei den Themenfeldern Ausbildung und Wohnraum für Pflegekräfte in München noch Handlungsbedarf besteht. So liegt etwa die Quote der Abbrecher*innen im ersten Ausbildungsjahr in der generalistischen Pflegeausbildung bei rund 26%.
Stadträtin Sofie Langmeier, Pflegefachkraft und Pflegeexpertin: „Mindestens 300.000 Vollzeit-Pflegekräfte stünden in Deutschland durch Rückkehr in den Beruf oder Aufstockung der Arbeitszeit zusätzlich zur Verfügung, so das Ergebnis einer Studie der Hans Böckler Stiftung. Damit sie das tun, müssen wir die Arbeitsbedingungen verbessern. Dazu gibt es in der Vorlage ein breites Maßnahmenpaket. Dies kann aber nur ein Anfang sein. Wir müssen auch schauen, ob wir nicht deutlich stärker in Führungskräftetrainings und Personalentwicklung investieren müssen und uns anschauen, wie wir durch Digitalisierung Pflegekräfte – etwa im Bereich Dokumentation – entlasten und so mehr Zeit für Patienten und Bewohnerinnen freischaufeln zu können. Dauerhaft wird sich in der Pflege aber nur dann etwas verbessern, wenn pro Pflegekraft weniger Patient*innen und Bewohner*innen zu versorgen sind. Dieses Verhältnis ist ein wichtiger Gradmesser für gute Arbeitsbedingungen. Andere Länder sind uns da weit voraus.“
Clara Nitsche Stellvertretende Fraktionsvorsitzende: „Mit dieser Beschlussvorlage wollen wir auch die kommunale Pflegeakquise personell ausbauen – besonders für die Freiwilligenjahre, für den Bereich Zugewanderte und Geflüchtete, für Pflegelehrende und Studierende der hochschulischen Ausbildung.
Ohne die beruflich Pflegenden mit Migrationshintergrund wäre die Versorgung und Pflege in den vollstationären Pflegeeinrichtungen in München bereits seit längerem nicht mehr aufrechtzuerhalten. Knapp 70 Prozent der Pflegenden haben aktuell einen Migrationshintergrund. Häufig sind sie erst seit wenigen Wochen in Deutschland und brauchen entsprechend Hilfe, um sich hier zurechtzufinden. Dafür brauchen die Pflegeschulen Unterstützung, beispielsweise bei der Organisation von Deutschkursen, bei bürokratischen Prozessen und bei der psychosozialen Betreuung der Azubis. Besonders freue ich mich daher, dass die Finanzierung der Schulsozialarbeit in bis zu 13 Münchner Pflegeschulen ab 2025 über die Regelförderung finanziert wird.