Der Mangel an Fachkräften zieht sich mittlerweile praktisch durch alle Branchen. Besonders macht er sich im Öffentlichen Nahverkehr bemerkbar, wo die Verkehrsunternehmen, nicht nur in München, ihre Fahrpläne teilweise reduzieren müssen. Auch die MVG klagt: „Leider finden wir trotz großer Anstrengungen nicht genug Mitarbeiter*innen“ und ist zu Taktausdünnungen bei den Buslinien gezwungen. Nach einer Umfrage des Landesverbandes Bayerischer Omnibusunternehmen fehlen den privaten Busunternehmen in Bayern ca. 4000 Fahrer*innen – und der demographische Wandel droht die Situation noch erheblich zu verschlimmern. Wenn nicht 4000 weitere Stellen mit Fahrer*innen besetzt wären, die bereits das Rentenalter erreicht haben, wäre die Zahl offener Stellen noch höher.
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) prognostiziert, dass bis 2030 in der gesamten Branche rund 80.000 Beschäftigte in den Ruhestand gehen werden. Das heißt bei 152.000 Beschäftigten in den VDV-Mitgliedsunternehmen im öffentlichen Personenverkehr müssen fast 50% der Mitarbeiter*innen ersetzt werden.
(https://www.vdv.de/personal-und-fachkraeftebedarf-im-oepnv.aspx)
(https://www.lbo-online.de/contentanlagen/contentdatei2504.pdf)
Fraktionsvorsitzende Mona Fuchs: „Der Fachkräftemangel im Öffentlichen Nahverkehr ist deutschlandweit eine große Herausforderung. Wenn die Verkehrswende gelingen soll, die ja noch einmal zusätzliches Personal benötigt, müssen die Bedingungen zur Gewinnung von neuen Mitarbeiter*innen dringend verbessert werden.“
Verkehrsunternehmen haben mit Qualifizierungsmaßnahmen begonnen und sind europaweit auf der Suche nach Mitarbeiter*innen. In München investiert die MVG in die eigene Ausbildung neuer Busfahrer*innen und hat im kürzlich eröffneten Betriebshof in Moosach eine neue Busfahrschule eingerichtet. Außerdem wirbt die MVG zum Beispiel im Ausland um Fahrpersonal, beispielweise in Spanien. Doch, so muss die MVG feststellen, „leider finden wir trotz großer Anstrengungen nicht genug Mitarbeiter*innen.“
Die Ursache dafür ist zumindest teilweise bei den hohen Hürden zu suchen, vor denen viele Menschen stehen, die gerne eine Stelle oder eine Ausbildung als Busfahrer*in antreten wollen. Das Mindestalter von 24 Jahren ist dabei ebenso hinderlich wie die oft schwierige Anerkennung ausländischer Fahrerlaubnisse und die hohen Kosten für die Ausbildung. Dies sind Hindernisse, deren Beseitigung auch Fachverbände der Politik dringend empfehlen.
So übernimmt die MVG zwar die Kosten für die Ausbildung zum Busführerschein (Klasse DE) – ein richtiger und wichtiger Beitrag, um zusätzliches Personal zu gewinnen. Doch ist dieser Ausbildungsgang vielen Menschen – gerade mit Fluchthintergrund – versperrt, weil sie zwar Fahrkenntnisse mitbringen, aber keinen in Deutschland gültigen Führerschein der Klasse B – eine Voraussetzung für die Prüfung zum Busführerschein. Und diesen Führerschein selbst zu finanzieren ist vielen Geflüchteten angesichts der Kosten von durchschnittlich ca. 4.000 Euro unmöglich.
Die Grünen – Rosa Liste beantragen deshalb, die Möglichkeit zum Erwerb des Führerscheins Klasse B in die Ausbildung für Busfahrer*innen entsprechend zu integrieren.
Eine andere Schwierigkeit, vor der interessierte Bewerber*innen oft stehen, ist die Vereinbarung der Ausbildung mit gleichzeitiger Berufstätigkeit. Hier schlagen die Grünen – Rosa Liste vor, die bestehenden Ausbildungsmodelle an die besondere Situation Geflüchteter anzupassen. Dabei sind auch neue Modelle denkbar, etwa indem ein bereits existierendes Programm des Referats für Arbeit und Wirtschaft zur Gewinnung von Fachkräften im Ausland auf die Busfahrer*innenakquise im Inland angewendet wird. Akquirierte Bewerber*innen werden von den einstellenden Firmen für einen begrenzten Zeitraum bezahlt und erhalten über das Programm eine Vorqualifizierung (Führerschein, berufsbezogene Sprachkenntnisse, etc.). Anschließend durchlaufen sie dann noch den normalen firmeninternen Ausbildungsprozess im Unternehmen.
Clara Nitsche, stellvertretende Fraktionsvorsitzende: „Dieses Modell hätte den Vorteil, dass Menschen, die sich bereits in Arbeit befinden – aber oft in prekären Arbeitsverhältnissen – direkt in ein neues Arbeitsverhältnis wechseln könnten, ohne wegen der Ausbildung in die Arbeitslosigkeit zu fallen.
Wir müssen alle Hebel für eine Fachkräfteoffensive in Bewegung setzen. Dabei ist der Fachkräftemangel nur die eine Seite der Medaille, auf der anderen Seite befindet sich Chancengleichheit für alle Menschen. Es geht hier auch um die Lebenschancen von vielen Menschen, die an dieser Gesellschaft teilhaben wollen.“