Antrag
Das Referat für Stadtplanung und Bauordnung wird in Abstimmung mit dem Referat für Klima- und Umweltschutz beauftragt, ein Konzept zu entwickeln, das den Schutz und Erhalt der vom Aussterben bedrohten Wechselkröte mit einer stärkeren Planungssicherheit in München vereint. Es soll ein Planungskonzept erstellt werden, in dem die fachlich erforderlichen Schwerpunktgebiete zum Erhalt der Art in der Landeshauptstadt München dargestellt werden. Das Konzept soll als grundlegender Baustein in die zukünftige Stadtplanung einfließen, um Konflikten mit arten-schutzrechtlichen Bestimmungen und dadurch Verzögerungen vorzubeugen.
In diesen Vorrangräumen bzw. Schwerpunktgebieten sollen Maßnahmen für den Artenschutz priorisiert und Planungen vermieden werden, die den Lebensraum der Wechselkröte gefährden. Die Verortung dieser herausgearbeiteten Flächen soll georeferenziert und neben dem Planungsreferat auch anderen städtischen Referaten über das Geoportal München zur Verfügung gestellt werden. Ziel ist es, den langfristigen Schutz der Wechselkröte in München zu gewährleisten und gleichzeitig Planungssicherheit für künftige Projekte zu schaffen. Durch die frühzeitige Vermeidung von Eingriffen in die Lebensräume der Wechselkröte und langfristige Sicherung geeigneter Ausgleichsflächen können Projektverzögerungen, Mehrkosten oder Planungsunsicherheiten minimiert werden.
Begründung:
Die Wechselkröte (Bufotes viridis) ist eine echte Münchnerin: Der bayernweite Verbreitungsschwerpunkt der Amphibie liegt auf dem Stadtgebiet und im direkten Umland der Landeshauptstadt, hier sind die beiden größten Populations-Cluster in der Fröttmaninger Heide und um den Rangierbahnhof beheimatet. Gleichzeitig ist sie eine der seltensten Tiere unserer Heimat. Das macht die Wechselkröte zur sog. „Verantwortungsart“ des Großraums Münchens. Für sie trägt die Landeshauptstadt eine besonders hohe Verantwortung, da hier ein großer Teil der verbliebenen Populationen vorkommen.
Die Situation der streng geschützten Art ist nämlich alarmierend: Die Art wird auf der Roten Liste Bayerns in der Kategorie 1 (vom Aussterben bedroht) geführt und ihr Bestand nimmt stetig ab. Städtebauliche Planungen greifen vermehrt in die Kernhabitate der Wechselkröte ein oder zerschneiden diese. Dadurch wird der genetische Austausch zwischen den Populationen unterbrochen. Kleinere Räume können zudem keine größeren Populationen mehr tragen, was den langfristigen Bestand der Art gefährdet.
Bauvorhaben, die den Lebensraum der Wechselkröte beeinträchtigen, führen bereits heute zu erheblichen Herausforderungen in Planungsverfahren, da viele Lebensräume verloren gegangen sind und geeignete Ausgleichsflächen schwer zu finden sind. Die Suche nach solchen Flächen bindet Arbeitskraft und verursacht hohe Kosten, vor allem durch Fachgutachten und potenzielle Verzögerungen. Ein auf fundierten Grundlagen basierendes Planungskonzept kann systematische Lösungen für den artenschutzrechtlichen Ausgleich bieten. In diesen Schwerpunktgebieten sollten städtische Flächen vorrangig für den Ausgleich der Wechselkröte reserviert und vorgehalten werden oder zumindest mit deren Lebensraumansprüchen kompatibel sein. Planungen mit erheblichen Eingriffen in den Lebensraum der Wechselkröte sollten aus diesen Bereichen herausgehalten werden, um artenschutzrechtliche Hürden und den damit verbundenen Ressourcenverlust zu vermeiden.
Ein solches Konzept erleichtert Planungsverfahren, indem Konflikte mit artenschutz-rechtlichen Bestimmungen vorausschauend vermieden und Ausgleichsflächen langfristig gesichert werden. Ohne dieses Konzept besteht die Gefahr, dass zukünftig keine geeigneten Ausgleichsflächen mehr verfügbar sind, was die Erteilung von Ausnahmen erschwert und Planungen verzögern oder verhindern könnte. Ein übergreifendes Konzept erhöht die Planungssicherheit und reduziert langfristig die Kosten für Gutachten und Planungsanpassungen.
Langfristig trägt die Stadt München die Hauptverantwortung für den Schutz der Wechselkröte in Bayern. Durch eine frühzeitige und systematische Integration von Artenschutzbelangen in die städtische Planung können Konflikte minimiert und die langfristige Verantwortung sowie die Ressourcenplanung gesichert werden. Andernfalls könnte die vom Aussterben bedrohte Art nicht erhalten werden und es droht eine Verschwendung knapper städtischer Ressourcen.
Fraktion Die Grünen – Rosa Liste Initiative: |
Mona Fuchs Florian Schönemann Ursula Harper Anna Hanusch Gunda Krauss Angelika Pilz-Strasser Christian Smolka Mitglieder des Stadtrates |
Fotohinweis: Umberto Salvagnin, Green Toad, CC BY 2.0