Pressemitteilung | 01.03.2023

Justizzentrum München – Grüne freuen sich über den Sinneswandel, aber es braucht die enge Zusammenarbeit mit der Stadtgesellschaft

Der bayerische Bauminister, Christian Bernreiter gab am Dienstag nach der Sitzung des Kabinetts bekannt, den geplanten Abriss des Strafjustizzentrums zu stoppen und den Projektschwerpunkt auf die Nutzung als Wohnraum im Bestand zu ändern. Die Münchner Abendzeitung hat dazu berichtet.[1] Die Grünen in Bezirksausschuss, Stadtrat und Landtag begrüßen diesen unerwarteten Sinneswandel der Staatsregierung. Dieser Vorschlag, der von den Münchner Grünen bereits mehrfach eingebracht wurde, war bisher mit Verweis auf längere Prüfverfahren immer weiter gereicht worden.

In diesem Kontext hatten sich die Grünen mit den Initiator*innen der Initiative „Strafjustizzentrum erhalten“ ausgetauscht und ausdrückliche Unterstützung für den Aufschlag zu einem gemeinsamen Dialog über die Zukunft des Gebäudekomplexes signalisiert.

Nun sollte der Freistaat sich für den weiteren Planungsprozess auch zur Stadtpolitik und Stadtgesellschaft öffnen, um gemeinsam nach der besten Lösung suchen.

Svenja Jarchow, Vorsitzende des BA 3 Maxvorstadt, erklärt: „Das Justizzentrum liegt prominent am Rande des Benno-Viertels. Es ist eine einmalige Chance hier sozial-ökologisch eine neue Nutzungsstrategie mit sozialem Wohnungsbau zu ermöglichen. Wir brauchen bezahlbare Wohnungen für alle in der Stadt. Der Freistaat muss hier endlich seiner Vorbildfunktion gerecht werden und ökologisch einen Gebäudeerhalt sicherstellen, während er sozial die Wohnungsbauziele in Angriff nimmt.“

Dazu ergänzt Anna Hanusch, Stadträtin: „Wir wünschen uns oft mehr Mut in der Stadtplanung. Aber dafür muss man auch wieder lernen, ohne zu viele Scheren im Kopf in so einen Prozess zu starten, was alles eh nicht umsetzbar ist. Gebäude wie das Strafjustizzentrum speichern nicht nur Graue Energie, sondern bringen auch eine Geschichte mit, die als Qualität nicht durch einen Neubau geschaffen werden kann. Damit ein Erhalt dieser wertvollen Substanz gelingt braucht es offene Planungsprozesse, die auch die Expertise der Stadtgesellschaft einbeziehen.“

Neben der Herausforderung bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, muss aber die Erreichung der Klimaziele auf allen Ebenen eingehalten werden. Mit einem Löwenanteil von ca. 40% CO2-Verbrauch und über 60% der Abfälle ist der Bausektor jedoch besonders klimaschädlich. Wir brauchen daher schon jetzt eine Bauwende. Das betrifft nicht nur die Landeshauptstadt München, sondern auch den gesamten bayerischen Freistaat.

Ursula Sowa, Landtagsabgeordnete:

„Abriss muss auf alle Fälle vermieden werden! Der Freistaat kann zeigen, wie er seine Gebäude zukunftsfähig macht: statt Abriss heißt es, den Gebäudebestand mit Biss zu sanieren und neuen Nutzungen anzupassen.“

Das Beispiel des Justizzentrums ist kein Einzelfall. Auch das BR-Funkhaus in der Marsstraße soll abgerissen werden. Darüber hat die Süddeutsche Zeitung am Montag berichtet[2]. Höhere Energiekosten, störanfällige Lieferketten und eine Betrachtung des gesamten Lebenszyklus von Gebäuden drängen die Akteur*innen der Baubranche schon längst zu einem Perspektivenwechsel. 

Die Grünen in Bezirksausschuss, Stadtrat und Landtag appellieren daher an die Verwaltung im Freistaat sich für diesen spannenden Transformationsprozess ohne zu starre Festlegungen zu öffnen.


[1] https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/neue-nutzung-geplant-wohnungen-im-alten-strafjustizzentrum-art-882965

[2] https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-bayerischer-rundfunk-studiogebaeude-funkhaus-abriss-protest-1.5758932