Mädchen überqueren eine Straße.

Pressemitteilung | 10.02.2025

Jugendbefragung: „Spiegelt problematische Entwicklungen wider“

Die Jugend, eine unbeschwerte Zeit? Nicht für alle, das zeigt die neue Online-Jugendbefragung der Stadt in drastischer Weise. Leistungsdruck, das Gefühl, nicht akzeptiert zu werden und nicht sicher zu sein, drückt auf die Seele vieler junger Menschen, immer mehr kämpfen mit psychischen Problemen. Gleichzeitig bieten Schule und Erwachsenenwelt nicht die Orientierung, die Jugendliche brauchen.

Zwei Drittel der jungen Teilnehmenden haben gesundheitliche Probleme. 29,8 Prozent gaben an, unter psychischen Problemen zu leiden. Fast ein Drittel gab an, den Aufgaben, denen sie sich stellen müssen, nicht gewachsen zu sein. Dem gegenüber steht eine hohe Erwartungshaltung, die ihnen von zuhause und in der Schule entgegengebracht wird.

Noch dramatischer stellt sich die Situation von Jugendlichen da, die divers sind. Sie klagen zu 67,7 Prozent über psychische Probleme und leiden auch häufiger unter ADHS oder Autismus als weibliche oder männliche Befragte. Wobei weibliche Befragte ebenfalls häufiger betroffen sind als männliche[1]. Diverse Jugendliche gaben auch häufiger an, dass sie sich so, wie sie sind, nicht akzeptiert fühlen (33,9 Prozent[2]), 85,2 Prozent haben bereits die Erfahrung gemacht, aufgrund ihrer Identität schlecht behandelt worden zu sein. Sie fühlen sich auch öfter unsicher als ihre nicht-diversen Altersgenoss*innen. Ein Vorschlag, den Jugendliche im Rahmen der Befragung gemacht haben, ist es, einen Sticker zu etablieren, der an Eingangstüren von Geschäften oder öffentlichen Einrichtungen darauf hinweist, dass es dort entsprechend geschultes Personal gibt, das helfen kann, wenn sich Jugendliche bedroht fühlen.

Insgesamt wüschen sich die Jugendlichen feste Ansprechpersonen, mit denen sie in der Schule oder außerhalb über Probleme sprechen können. Vor allem das Thema Gesundheit sollte ihrer Meinung nach ein fester Bestandteil des Unterrichts werden.

Für ihre Jugendbefragung hat die Stadt eng mit Jugendlichen und sozialen Trägern zusammengearbeitet. Befragt wurden 1693 junge Menschen zwischen 16 und 24 Jahren, die Befragung ist nicht repräsentativ, allerdings bildet der Teilnehmendenkreis die junge Münchner Bevölkerung hinsichtlich des Geschlechts, des Milieus und der Migrationsgeschichte bereits besser ab als bei der letzten Befragung 2020. Das liegt daran, dass Jugendliche Altersgenoss*innen gezielt an Orten angesprochen haben, an denen sich junge Menschen aufhalten und sie um eine Teilnahme gebeten haben. Zusätzlich wurden Expert*inneninterviews in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie geführt. Die Ergebnisse werden am Dienstag im Kinder- und Jugendhilfeausschuss vorgestellt.

Mo Lüttig, kinder- und jungendpolitische Sprecher*in Die Grünen – Rosa Liste: „Den meisten Münchner Jugendlichen geht es gut. Auch das ist das Ergebnis dieser Online-Befragung. Aber eben nicht allen. Die Ergebnisse spiegeln die problematischen Entwicklungen wider, die wir in unserer gesamten Gesellschaft erleben: mehr Leistungsdruck, der auf die psychische Gesundheit schlägt. Aber auch die Situation diverser Jugendlicher, die überdurchschnittlich häufig mit psychischen Problemen zu kämpfen haben oder sich nicht sicher fühlen, macht mir Sorgen. Wir versuchen hier als Stadt durch Safe Spaces und Awareness-Arbeit die Situation zu verbessern. Dass das immens wichtig ist, zeigt uns diese Befragung.“  


[1] 34,2 Prozent der weiblichen Befragten gaben ab, psychische Probleme zu haben und 21,0 Prozent der männlichen Befragten.

[2] Bei weiblichen Befragten waren es 16,4 Prozent, bei männlichen 14,8 Prozent.