Pressemitteilung | 15.03.2022

Interfraktioneller Antrag fordert Beschäftigung mit der NS-Medizingeschichte

Ein gemeinschaftlicher Antrag von DIE LINKE., Die Grünen – Rosa Liste und SPD – Volt im Münchner Stadtrat fordert eine ausführliche Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit des Münchner Gesundheitssystems. Dafür soll ein Stadtratshearing mit diversen Akteur*innen des Medizinsektors organisiert werden, um die „Rolle von Mediziner*innen, Pflegekräften, der Gesundheitsberufe sowie Einrichtungen des Gesundheitswesens in der NS-Zeit in München“ zu erörtern. Im Folgenden soll die Landeshauptstadt München anhand der Ergebnisse des Hearings ihre Medizingeschichte sichtbar machen und an den Schrecken des Nationalsozialismus und seine Opfer erinnern.

Stefan Jagel, Fraktionsvorsitzender der Stadtratsfraktion DIE LINKE. / Die PARTEI, dazu: „Jahrzehntelang blieb unter dem Deckmantel, was in den Jahren des Nationalsozialismus in Münchens Kliniken geschah. Direktoren und Mediziner:innen konnten unbehelligt dort weiterarbeiten, wo sie Menschen unfassbaren Schrecken angetan hatten. Ebenso wurden viele Opfer verschwiegen, die von Berufsverboten, Flucht, Folter oder Mord betroffen waren. Die Medizingeschichte in München muss nun bearbeitet werden.“

Dominik Krause, stellvertretender Fraktionsvorsitzender Die Grünen – Rose Liste: „Für die Erforschung und Darstellung der Rolle, die Mediziner*innen im Nationalsozialismus gespielt haben, besteht ein großer Nachholbedarf. Dies gilt auch für das Gedenken an die Opfer, die in NS-Gesundheitseinrichtungen aus rassistischen Motiven ermordet oder durch grausame Menschenversuche in ihrer Menschenwürde verletzt wurden. Es bleibt ein historischer Auftrag, ihre Leiden nicht dem Vergessen anheimfallen zu lassen.“

Dazu sagt SPD-Stadtrat Klaus Peter Rupp:
Die Erinnerungskultur in München ist bisher schon breit aufgestellt. Trotzdem arbeiten wir daran, nach und nach weitere Aspekte aufzunehmen, um ein möglichst umfassendes und facettenreiches Bild der Erinnerung darzustellen. Wir wollen auch Menschen zu einer Stimme verhelfen, die viele Jahre kein Gehör fanden und im offiziellen Selbstbild bisher unterrepräsentiert waren. Daher liegt es uns sehr am Herzen, auf sensible Weise Schicksale von Betroffenen der Medizinverbrechen in München in der NS-Zeit sichtbar zu machen.“