Nimet

Interaktives Stadtratshearing „Migration bewegt München“

Antrag

Die Stadtverwaltung wird beauftragt, in enger Abstimmung mit dem Fachbeirat für Bürgerschaftliches Engagement und Morgen e.V. einen interaktiven Tag mit Hearing und Markt der Möglichkeiten zum Themenkomplex Migration in München zu organisieren.

Die konkreten Fragestellungen sollen unter anderem lauten:

  • Welche Perspektiven und Ressourcen bringen Migrant*innen-Selbstorganisationen (MSOs) in das gesellschaftliche Zusammenleben ein?
  • Welchen Beitrag leisten migrantische selbstorganisierte Vereine in der Stadt? Was brauchen sie, um in ihrem Ehrenamt noch wirkungsvoller sein zu können?
  • Wie schaffen wir mehr Sichtbarkeit für diese Vereine in der breiten Stadtgesellschaft?
  • Welchen Beitrag leisten migrantische Mitarbeitende in der Stadt?
  • Welche zusätzlichen Ressourcen benötigen Migrant*innen-Selbstorganisationen?
  • Wo werden Potenziale nicht ausreichend genutzt?
  • Wie können Hürden abgebaut, Beiträge stärker ins Bewusstsein gerückt und Zugänge geschaffen werden?

Dabei ist eine Vielzahl von Akteur*innen und Fachgebieten zu berücksichtigen:

  • Gesamtgesellschaftliche, wissenschaftliche Perspektive auf Migration und Integration in Deutschland,
  • Perspektive der Stadtverwaltung: Migrant*innen als Beschäftigte und als Zielgruppe(n),
  • Migrant*innen-Organisationen,
  • Freie Wirtschaft in Zeiten des Fachkräftemangels.

Das Hearing soll in Form eines Interaktiven Fachtages mit einigen wenigen wissenschaftlichen Fachvorträgen sowie interaktiven Elementen zum Beispiel im Festsaal des Alten Rathauses und einem „Markt der Möglichkeiten“ stattfinden. Dabei können sich Migrant*innen-Organisationen präsentieren und vernetzen.

Begründung:

Deutschland ist ein Einwanderungsland. München verfügt seit Jahrhunderten über eine enorme Anziehungskraft. Unsere attraktive Stadt wird oft als Vorbild für gelungene Integration genannt. München zieht seit Jahrzehnten hochqualifizierte Fachkräfte an. Der Wirtschaftsmotor funktioniert. Noch!

Durch den Fachkräftemangel kommen hohe Kosten und Schäden auf die Wirtschaft zu. Davor warnt das Deutsche Institut für Wirtschaft seit Jahren. Unternehmen beklagen, dass sie nicht mehr genug Auszubildende einstellen können. Zugleich ist die aktuelle Migrationsdebatte, die ausschließlich defizitorientiert geführt wird, Teil des Problems.

Ohne eingewanderte Menschen würde in München alles zum Stillstand kommen, z.B. im öffentlichen Nahverkehr, in der Pflege oder in der Gastronomie. Beim Nahverkehr spüren die Münchner*innen das schon heute – das Busnetz wird ausgedünnt, weil Fahrer*innen fehlen. Trotzdem fehlt es für diese Berufsgruppen an Wertschätzung: Wer diesen Dienst an der Bevölkerung tätigt, bleibt unsichtbar.

Gleichzeitig werden migrantisierte Menschen in der Öffentlichkeit regelmäßig als Problem, als defizitär und/oder als Kriminelle in den Fokus gestellt. Viele Migrant*innen sind erfolgreich und das trotz der hohen Hürden, die sie überwinden mussten. Doch solche positiven Geschichten werden selten erzählt.

Menschen werden als Migrant*innen immer wieder marginalisiert. Nun soll herausgestellt werden, wie wichtig ihr Wirken für die Gesellschaft ist. Es soll aufgezeigt werden, welchen Anteil diese Menschen in ihren Vereinen, in der Wirtschaft, in den Mangelberufen, in der Kultur, im Sport, Pflege, Gesundheit in der Care-Arbeit leisten.

Hier soll der Fokus auf die Vielfalt des Gelingens, auf die Potenziale gerichtet werden. In Zeiten eines sich zuspitzenden demografischen Wandels, Fachkräftemangels sowie globaler Krisen und nie dagewesener Migrationsbewegungen ist es notwendig, den Blick auf den Wunsch von migrantisierten Menschen in München zu richten, sie sichtbar zu machen und Ihnen den Weg zu einer echten Teilhabe zu ebnen.

Zivilgesellschaftliche Gremien, wie etwa im Bereich des Bürgerschaftlichen Engagements beschäftigen sich seit Jahren mit der Einbindung der Ressourcen von Migrant*innen-Selbstorganisationen. Etwa mit den Fragen: Wie viel Ehrenamt steckt hinter der klischeehaften Zuschreibung eines bloßen migrantischen „Kulturvereins“? Wie kann der unschätzbare integrative Wert für die Stadtgesellschaft anerkannt werden?

Welche Bedarfe haben sie, um ihre Ressourcen sichtbar machen zu können? Dabei geht es gezielt auch darum, die Hürden abzubauen und Wege in das Ehrenamt zu ebnen.

Zentrale Maßgaben sind dabei Empowerment, Partizipation und Förderung bürgerschaftlichen Engagements bislang unterrepräsentierter Bereiche, z.B. von älteren Frauen mit Migrationsgeschichte. Migrant*innen-Organisationen sind hier zentrale Schlüssel, um beispielsweise eine Verzahnung mit Regelangeboten der städtischen Referate oder anderer Träger bzw. zivilgesellschaftlichen Akteuren sicherzustellen. Gleichzeitig bieten sie selbst Unterstützungsleistungen an und entlasten so die genannten Angebote.

Mittels dieses Interaktiven Tages sollen Ansatzpunkte herausgearbeitet werden, wie diese Potenziale gesehen und anerkannt werden, welche Synergien entstehen und miteinander entwickelt werden können.

Fraktion Die Grünen – Rosa Liste
Nimet Gökmenoğlu
Sofie Langmeier
Clara Nitsche
Andreas Voßeler
Ursula Harper
Gunda Krauss
Angelika Pilz-Strasser