P R E S S E M I T T E I L U N G
Am Landgericht München I wurde heute das Urteil im Prozess „Elsässer gegen Ditfurth“ verkündet. Der rechtspopulistische Verleger, der im vergangenen Jahr in einem offenen Brief an Beate Zschäpe äußerte, sie sei ihm „irgendwie sympathisch“, hatte gegen die ehemalige Grünen-Politikerin geklagt, weil sie ihn im Rahmen einer Analyse der sogenannten Montagsquerfront – einer neurechten Bewegung – einen „glühenden Antisemiten“ genannt hatte. Das Gericht entschied, dass Elsässer von Ditfurth künftig nicht mehr so genannt werden dürfe.
Dominik Krause, Stadtrat der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen – Rosa Liste erklärt dazu:
„Für seine antisemitischen Pamphlete bekommt Elsässer regelmäßig Applaus von NPD und anderen Holocaustleugnern. Man muss solche Probleme auch beim Namen nennen dürfen: Elsässer ist ein Antisemit. Wenn in den Straßen Deutschlands – wie in den vergangenen Monaten geschehen – wieder Jagd auf Jüdinnen und Juden gemacht wird, wenn Antisemiten mit gerichtlichen Bescheiden diejenigen einschüchtern, die sich gegen sie engagieren, müssen in unserer Gesellschaft und besonders in München, der ehemaligen ‚Hauptstadt der Bewegung‘, alle Alarmglocken schrillen. Wir brauchen eine Debatte zu unserem Umgang mit Antisemitismus!“
Elsässers antisemitische Ausfälle und Verknüpfungen in die rechte Szene sind lang. Neben den offenen Sympathiebekundungen für Beate Zschäpe (1) hegt er auch Kontakt zum Rechtsterroristen Karl-Heinz Hoffmann (2). Nicht zuletzt hatte Elsässer im Jahr 2009 mit der Gründung „Volksinitiative gegen das Finanzkapital“ für Schlagzeilen gesorgt, bei der er den Finanzmarkt in raffendes und schaffendes Kapital unterteilt. Im Rahmen des neurechten Phänomens der sogenannten „Montagsquerfront“, bei der Elsässer mit Holocaustleugnern auftrat (3) , folgte dann auch ganz offen die Zuweisung an Jüdinnen und Juden: „Hier die 99 Prozent der Ehrlichen und Arbeitenden – und dort das eine Prozent der internationalen Finanzoligarchie. Das Verbrechen hat Name und Anschrift, wie Bertolt Brecht einmal sagte. Um einige Namen zu nennen: Rockefeller, Rothschild, Soros, Chodorkowski, das englische Königshaus, das saudische Königshaus.“ (4)
Dominik Krause führt dazu aus: „Die Ideologie von ‚raffendem und schaffenden Kapital‘ trifft genau den Kern einer klassisch nationalsozialistischen und zutiefst antisemitischen Weltanschauung. Die von Elsässer betriebene Verknüpfung des ‚raffenden Kapitals‘ mit Jüdinnen und Juden war schon in den Jahren 33-45 die ideologische Grundlage der Nazis für die Verfolgung und Ermordung von Millionen Jüdinnen und Juden in Deutschland. Dass eine solche Ideologie nun wieder so offen vertreten wird, ist mehr als beunruhigend.“
Der angesprochene Zuspruch der NPD kam wiederholt, so äußerte zum Beispiel der ehemalige Bundesvorsitzende Holger Apfel: „Mit den Forderungen, die er [Elsässer] in seinem Gründungsaufruf vertritt, hat er sich NPD-Positionen nicht angenähert, nein, er vertritt NPD-Positionen.“ (5)
Die Liste mit Elsässers antisemitischen und anderweitig menschenverachtenden Auslassungen lässt sich fortsetzen. So verteidigte er den Film „Tal der Wölfe“, der laut des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber „antisemitische Ressentiments“ schürt (6), begrüßte kürzlich die sogenannte „HoGeSa“ Demonstration (7) oder war Veranstalter der sehr umstrittenen „compact-Konferenz“ (8) bei der neben Thilo Sarrazin Vertreterinnen und Vertreter der russischen Regierung ihre homophoben Gesetzgebungen bewarben.
1 https://www.compact-online.de/offener-brief-an-beate-zschaepe/
2 http://juergenelsaesser.wordpress.com/2014/02/08/compact-prasentiert-streitgesprach-daniele-ganser-vs-karl-heinz-hoffmann-zum-oktoberfestattentat/
3 http://kenfm.de/blog/tag/jurgen-elsasser/ ; http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/antisemitismusvorwuerfe-rbb-feuert-moderator-ken-jebsen-a-799673.html
4 http://juergenelsaesser.wordpress.com/2014/04/22/elsasser-auf-der-montagsdemo-nicht-links-gegen-rechts-sondern-unten-gegen-oben/
5 http://www.npd-fraktion-sachsen.de/eisbrecher-einer-antiglobalistischen-gerechtigkeitsbewegung/
6 http://www.welt.de/politik/article199402/Politiker-fordern-Absetzung-des-Kinofilms-Tal-der-Woelfe.html ; http://juergenelsaesser.wordpress.com/2009/11/06/erdogan-im-tal-der-wolfe/
7 http://juergenelsaesser.wordpress.com/2014/10/26/hooligans-gegen-salafisten-gut-gemeint-trotzdem-schlecht-gelaufen/
8 http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/compact-veranstaltung-krude-thesen-der-homosexuellenhasser-a-935310.html