Wird sich die Corona-Krise nachteilig auf die berufliche Laufbahn von Frauen auswirken? Diese Vermutung liegt nach Auffassung von Stadträtin Judith Greif nahe, denn nach wie vor seien es überwiegend Frauen, die die Hauptlast der Kinderbetreuung oder anderer Care-Arbeit tragen – beispielsweise Altenpflege, aber auch familiäre Unterstützung, häusliche Pflege oder Hilfe unter Freunden.
Stadträtin Greif fordert daher in einer Anfrage einen Bericht über die Anzahl der coronabedingten Freistellungen bzw. Arbeitszeitreduzierungen bei der Stadtverwaltung und deren Verteilung auf die Geschlechter.
Judith Greif: „Wie durch ein Brennglas macht die Corona-Krise deutlich, wie ungerecht Care-Arbeit unter den Geschlechtern verteilt ist. Fällt die Betreuung durch Dritte weg, ist zu vermuten, dass die Hauptlast der Erziehungsarbeit mehrheitlich von Frauen* getragen wird. Um dem künftig entgegenwirken zu können, sind Erkenntnisse über die Verhältnisse bei der Stadtverwaltung München notwendig, die eine sehr große Arbeitgeberin ist und somit aufschlussreiche Zahlen liefern kann.“
Dem gleichen Ziel dient en Antrag auf Untersuchung der Laufbahnen einer repräsentativen Auswahl von – während der Corona-Krise freigestellten – Frauen und Männern. Die Untersuchung soll mindestens drei Jahre dauern, und Aufschlüsse darüber liefern ob in den Karrieren von Frauen in der Stadtverwaltung auf Grund von Care-Arbeit ein Rückstand besteht, der gegebenenfalls auszugleichen wäre.
Judith Greif: „Die Übernahme von Care-Arbeit ist ein Karrierekiller, denn sie wird auch heute noch häufig als minderwertige bzw. keine ‚echte‘ Arbeit angesehen. Es ist zu befürchten, dass sich dies auch auf das Erwerbsleben bei der Stadtverwaltung auswirkt. Es ist daher sinnvoll zu ermitteln, wie sich eine stärkere Übernahme von Care-Arbeit längerfristig auf die Erwerbsarbeit auswirkt. Von besonderem Interesse ist, ob dabei Unterschiede bestehen, je nachdem, welches Geschlecht die Care-Arbeit übernimmt.“