Antrag | 06.06.2012

Erinnern im öffentlichen Raum auch an die Protestgeschichte

Antrag

 

50 Jahre nach den „Schwabinger Krawallen“
20 Jahre nach dem „Münchner Kessel“
Erinnern im öffentlichen Raum auch an die Protestgeschichte
Der Stadtrat möge beschließen:

Zur dauerhaften Erinnerung an die Schwabinger Krawalle vom Juni 1962 und den Münchner Kessel vom 6. Juli 1992 im Rahmen der Gegenaktionen zum „Weltwirtschaftsgipfel“, wird an den jeweils historischen Orten durch eine Erinnerungstafel oder ein kleines Kunstwerk an diese Proteste erinnert.

Begründung:

München ist übervoll mit Denkmälern von Königen, Fürsten oder Kriegsherren. Die Veranstaltungsreihe Protest in München seit 1945 von – April bis Juli 2011 hat allerdings gezeigt, dass es neben der offiziellen Geschichtsschreibung, die immer auch den öffentlichen Raum dominieren will, ebenso eine Geschichte des Protestes in dieser Stadt gibt. Dieses Jahr gibt es mindestens zwei „runde“ Protestereignisse der jüngeren Münchner Geschichte, die weit über München hinaus und auch noch nach Jahrzehnten nachwirken.

Dies sind zum einen die Schwabinger Krawalle vom 21. bis 25. Juni 1962. Diese „Schwabinger Krawalle“ waren das erste kulturelle Aufbegehren einer Jugend gegen die starre und reaktionäre Ordnung der 50iger und frühen 60iger Jahre in der Bundesrepublik. „Die „Schwabinger Krawalle gehören zu den herausragenden immateriellen Erinnerungsorten der Bundesrepublik – ein mythisches Ereignis, das das Ende der Adenauer-Ära und die Liberalisierung der Bundesrepublik anzeigte.“ (Detlef Siegfried, Universität Kopenhagen) Es wird Zeit, dass sich München auch im öffentlichen Raum dauerhaft zu diesem Ereignis bekennt.

Zum anderen gilt es an den sogenannten Münchner Kessel vom 6. Juli 1992 zu erinnern. An diesem Tag protestierten hunderte von Menschen zunächst auf dem Max-Joseph-Platz gewaltfrei gegen den Empfang der G-7-Vertreter im Rahmen des sog. Weltwirtschaftsgipfels. Als diese nach Protesten in die Dienerstraße – Höhe Alter Hof – abgedrängt wurden, wurden diese von der Polizei eingekesselt, stundenlang festgehalten und oftmals bei ihrer Festnahme auch körperlich misshandelt. Alle Festgenommenen mussten noch in der Nacht wieder freigelassen werden, als der zuständige Amtsrichter Puszkajler entschied: „Verwerflich… war das Tun der Störer jedenfalls nicht. Kritik in der Öffentlichkeit gehört zum Grundbestand der Meinungsäußerung in einer Demokratie, im Gegensatz zum befohlenen Jubel vergangener Zeiten.“ Was blieb, war der größte Polizeiübergriff der Münchner Geschichte.

Beide Ereignisse stehen dafür, dass Protest in einer Gesellschaft notwendig ist, um Demokratie zu erhalten oder voranzubringen. Beide Ereignisse haben eine Erinnerung im öffentlichen Raum verdient.

Fraktion Die Grünen-rosa liste
Initiative:
Siegfried Benker
Fraktionsvorsitzender