Pressemitteilung | 03.08.2023

Ein Welcome-Center für München

Ob in der Kranken- und Altenpflege, in Erziehungsberufen, in der Gastronomie, in Handwerksberufen oder beim Bau von Solaranlagen – kaum ein Wirtschaftszweig ist nicht vom Mangel an Fachkräften betroffen. Neben den durch den Angriff auf die Ukraine bedingten hohen Preisen hemmt dieser Mangel nicht nur den wirtschaftlichen Aufschwung nach der Corona-Krise, er ist insbesondere im Handwerk auch ein echter Bremser für grüne Energien und Münchens Klimaneutralität. Insbesondere für kleine und mittelständische Betriebe ist der Mangel auch eine Existenzfrage. Auch Betreuungs- und Bildungseinrichtungen klagen schon seit langem über Personalnot.
Eine Entspannung dieser Lage ist nicht in Sicht – im Gegenteil: Die Situation wird sich aufgrund des demographischen Wandels in den kommenden Jahren noch weiter verschärfen. Bis 2035 werden in Bayern 1,3 Millionen Menschen am Arbeitsmarkt fehlen. Aktuell haben viele Medien darüber berichtet, dass deutschlandweit fast 230.000 Ausbildungsplätze unbesetzt sind – die fehlenden Azubis von heute sind der Fachkräftemangel von morgen. Die deutsche Wirtschaft braucht also die Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland. Ohne sie wird sich die Lage weiter verschlechtern.
Dies gilt in besonderem Maße für München, eine wirtschaftlich prosperierende Metropole, die schon seit Jahrzehnten ihren Bedarf an Arbeitskräften auch durch Zuwanderung deckt. Das Welcome-Center soll dieser Tatsache gerecht werden und für zugewanderte Fachkräfte neue und effiziente Strukturen der sozialen und beruflichen Integration schaffen. Der leitende Gedanke dabei ist ein Mehr an Service mit den Abbau bürokratischer Hürden zu verbinden. Das Kreisverwaltungsreferat hat dazu bereits einige Reformen vorgenommen – die langen Schlangen vor dem KVR gehören der Vergangenheit an.

Mit dem Welcome-Center wollen wir jetzt den städtischen Service für Fachkräfte aus dem Ausland auf eine neue Stufe heben. Es soll als erste Anlaufstelle dienen, die häufig notwendige referatsübergreifende Zusammenarbeit besser vernetzen und neue Lösungswege aufzeigen, wenn es mal hakt. Wann immer möglich berät das Welcome-Center seine Kund*innen in ihrer eigenen Sprache und vermittelt sie an die in München existierenden Servicestellen und Beratungsangebote weiter. Der erste Eindruck ist oft entscheidend – das gilt insbesondere bei so wegweisenden Entscheidungen wie einem Umzug in eine fremde Stadt und ein fremdes Land.

Bürgermeisterin Katrin Habenschaden:
„Das Welcome-Center ist unsere kommunale Antwort auf das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Wir setzen damit die gesetzgeberische Theorie in die Praxis um. Das Welcome-Center soll erste Anlaufstelle sein und Fachkräften Lust machen, sich in München niederzulassen und ihre Kompetenz vor Ort einzubringen. München mit seinen vielen erfolgreichen Firmen leidet heute schon unter einem leer gefegten Arbeitsmarkt. Deshalb benötigen wir mehr ausländische Fachkräfte, um den Erfolg des Wirtschaftsstandorts München in Zukunft zu sichern. Uns muss klar sein: Wir brauchen die Fachkräfte mehr als sie uns. Länder auf der ganzen Welt buhlen um gut ausgebildete Menschen. Das Welcome-Center soll dazu beitragen, dass künftig häufiger die Entscheidung zu Gunsten Münchens fällt.“

Stadträtin Julia Post:
„Der Fach- und Arbeitskräftemangel wird eine der größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft werden. Ein großes Potenzial sind internationale Fachkräfte. Das wollen wir heben. Da sind wir allerdings nicht die Einzigen: Wir stehen hier im Wettbewerb mit anderen Regionen. Dafür müssen wir unsere Prozesse drastisch vereinfachen, beschleunigen und einladender gestalten.
Der Schlüssel für erfolgreiche Fachkräftegewinnung aus dem Ausland steckt im Sich-zuständig-fühlen. Doch dafür müssen die Strukturen stimmen, damit es diese Zuständigkeit auch tatsächlich gibt. Diese Struktur schaffen wir mit der Dachmarke Welcome-Center.
Damit erfüllt das Welcome-Center wichtige Funktionen in drei verschiedene Richtungen: Für Menschen, die neu nach München kommen und dort individuell begleitet werden sowie gebündelt alle relevanten Informationen erhalten. Für die Unternehmen, die von Bürokratie befreit werden. Und für unsere Mitarbeitenden in der Verwaltung, die Erfolgsgeschichten ermöglichen können und nicht ewig den Frust über Bürokratie zu hören bekommen – denn auch vor der Verwaltung macht der Fachkräftemangel schließlich nicht Halt. Daher müssen wir bei der Stadt ebenfalls für attraktive Arbeitsbedingungen sorgen.“

Ralf Suhre, Hauptgeschäftsführer der Innung Spengler, Sanitär- und Heizungstechnik München:
„Um den Arbeitskräftebedarf, zum Beispiel für das Gelingen der Energie- und Wärmewende, bestmöglich decken zu können, sind wir im Handwerk auch auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. Dabei gelingt die (berufliche) Integration am besten, wenn eine Willkommenskultur nicht nur durch staatliche Institutionen und die Gesellschaft, sondern auch durch die Arbeitgeber geschaffen wird. Damit sich die Unternehmen auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können und durch Wertschätzung, Unternehmenskultur, Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, moderne bzw. flexible Arbeitszeitmodelle oder auch Mitarbeiterführung zur beruflichen Integration beitragen können, ist es umso wichtiger, dass ihnen bei bürokratischen und administrativen Angelegenheiten Hilfe zuteilwird. Daher begrüßen wir die Errichtung des Welcome Centers als zielgerichtete und nachhaltige Unterstützung nicht nur für die Fachkräfte selbst, sondern auch für die Betriebe als Arbeitgeber.“