Das Kreisverwaltungsreferat wird beauftragt, ausgehend von den bereits angestoßenen Veränderungsprozessen bei der Münchner Ausländerbehörde, gemeinsam mit dem Sozialreferat, dem Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) und dem Jobcenter ein Welcome-Center einzurichten mit dem Ziel, es als die zentrale Anlauf- und Erstberatungsstelle für Neu-Münchner*innen in der Landeshauptstadt zu etablieren. Das Welcome-Center soll einen Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Unterstützung von in- und ausländischen Fachkräften legen mit dem Ziel, diese zügig und möglichst unbürokratisch in den Münchner Arbeitsmarkt zu integrieren. Dabei sind insbesondere die folgenden Aspekte umzusetzen:
1. Für alle Menschen, die neu in München sind oder die nach München ziehen wollen, soll das Welcome-Center die erste Anlaufstelle sein. Auf den jeweiligen individuellen Bedarf zugeschnitten vermittelt das Welcome-Center dann weiter an die in München existierenden Servicestellen, Unterstützungs- und Beratungsangebote. Oberstes Ziel soll die soziale Integration der Menschen sein. Das Welcome-Center soll ein Gefühl des Willkommenseins vermitteln, was sich durch eine Service-Kultur des „sich zuständig Fühlens“ und einem offenen Konzept ausdrückt, das ein Vorsprechen auch ohne Termin ermöglicht. Es soll den Menschen einen Kompass für ihr Ankommen in München bieten, das auch private Bereiche wie Wohnungssuche, Schule oder Kita-Platz umfasst.
2. Im Hinblick auf die angespannte Arbeitsmarktlage in München und den hohen Bedarf an Arbeitskräften in vielen Wirtschafts- und Versorgungsbereichen sind die Prozesse und Verfahren so weit wie möglich zu beschleunigen und zu vereinfachen. Die lokalen Wirtschaftsverbände wie IHK, HWK sowie Münchner Unternehmen sollen hierfür nach Möglichkeit mit einbezogen werden.
3. Um einen ganzheitlichen und umfassenden Beratungsansatz zu gewährleisten, sind weitergehende Kooperationen mit anderen Behörden und Trägern „unter einem Dach“ und in unmittelbarer räumlicher Nähe einzugehen. Angesichts des Fachkräftemangels und des hohen Bedarfs an Arbeitskräften in München sollte insbesondere eine fachliche und räumliche Zusammenarbeit mit der Stelle zur Anerkennung ausländischer Qualifikationen im Sozialreferat, dem Jobcenter sowie den freien Trägern fest etabliert werden. Auch Fachberatungsangebote des RAW könnten dort neben Beratungszimmern für freie Träger mit deren Beratungs- und Unterstützungsangeboten in den Räumlichkeiten der Ausländerbehörde eingerichtet und entsprechende Projekte finanziell gefördert werden.
Verfahrenslots*innen und Dolmetscher*innen könnten diese Angebote ergänzen.
4. Um zwischen den verschiedenen Behörden, Dienstleistungen, Arbeitsmarktakteuren und auch sozialen und ehrenamtlichen Angeboten eine gut abgestimmte und enge Kooperation zu gewährleisten, sollte das Welcome-Center als zentrale Vernetzungsstelle fungieren.
5. Zudem sollte die Rolle der Einbürgerungsstelle angesichts dieser Planungen und hinsichtlich des neuen Einbürgerungsrechtes neu bewertet werden.
6. Es wird ferner erbeten, den Neu-Münchner*innen ein Welcome-Paket zu schnüren, in dem kulturelle und soziale Angebote, Orte des Ankommens, des Vernetzens, des Kennenlernens, des Verweilens zur Verfügung gestellt werden.
Begründung
Die Landeshauptstadt hat mit Projekten wie amiga oder dem Infozentrum Migration und Arbeit bereits wichtige und wirksame Programme für internationale Fachkräfte, Geflüchtete oder Migrant*innen geschaffen. Diese Angebote richten sich allerdings an vollkommen unterschiedliche Zielgruppen und erfordern häufig eine referatsübergreifende Zusammenarbeit (bspw. Ausländerbehörde im Kreisverwaltungsreferat, der Servicestelle zur Anerkennung ausländischer Qualifikation im Sozialreferat oder dem Jobcenter, sowie den Angeboten des Referats für Arbeit und Wirtschaft). Für die Zielgruppen wird es durch die verschiedenen Zuständigkeiten unübersichtlich. Wir wollen die bereits bestehenden Angebote über ein Welcome-Center als erste Anlaufstelle für alle Menschen, die aus dem In- und Ausland neu in München sind, zugänglich machen und so die Sichtbarkeit erhöhen sowie die Prozesse effizienter gestalten.
Das Welcome-Center berät Besucher*innen wann immer möglich in ihrer eigenen Sprache und vermittelt sie je nach individuellem Bedarf weiter an die bestehenden Angebote und Dienstleistungen. Wer immer wieder „dafür sind wir nicht zuständig“ hört, wird sich nur schwer an einem neuen Ort einleben. Das kann sich München gerade mit Blick auf den aktuellen Fach- und Arbeitskräftemangel schlichtweg nicht leisten. Dauerhaft bleiben wird nur, wer sich auch wirklich willkommen fühlt in der neuen Heimatstadt und München auch tatsächlich als Weltstadt mit Herz erlebt. Ob es sich um in- oder ausländische Fach- und Arbeitskräfte, Studierende, Geflüchtete, Au Pair oder Familienzusammenführung handelt, ein Welcome-Center kann auf der Grundlage seiner Erfahrung die besten und schnellsten Optionen für ein gutes Einleben beschreiben oder neue Lösungswege aufzeigen, wenn es mal hakt. München kann sich hier an erfolgreichen Modellen wie Stuttgart orientieren.
Aktuell wird für die Ausländerbehörde ein umfassendes Veränderungsprojekt aufgesetzt.
In diesem Zuge können die beantragten Aspekte geprüft und im Benehmen mit den anderen beteiligten Stellen umgesetzt werden.
Das von der Bundesregierung beschlossene Fachkräfteeinwanderungsgesetz hat das Ziel, die Einwanderung von Fachkräften zu beschleunigen, um unsere Wirtschaftskraft heute und in Zukunft zu erhalten. Das Welcome-Center ist unsere kommunale Antwort auf das neue Gesetz. Der erste Eindruck ist oft entscheidend, das gilt insbesondere bei so wegweisenden Entscheidungen wie einem Umzug in eine fremde Stadt und ein fremdes Land. Das Münchner Welcome-Center soll Aushängeschild sein für München und bei Fachkräften Lust machen, sich hier niederzulassen und ihre Kompetenz vor Ort einzubringen.
Fraktion Die Grünen – Rosa Liste
Julia Post
Sebastian Weisenburger
Anja Berger
Clara Nitsche
Beppo Brem
Dominik Krause
Nimet Gökmenoğlu