Aktenberge und Papierstau? München tritt diesem Verwaltungsklischee entschieden entgegen und setzt voll auf Digitalisierung. Auch beim Thema KI arbeitet die Stadt entschlossen an ihrer Vorreiterinnenrolle. So sollen durch automatisierte Prozesse die Bearbeitung von Wohngeldanträgen und weiteren Bürger*innenservices beschleunigt und verbessert werden. In der heutigen Sitzung des Fachausschusses hat das IT-Referat den Weg dorthin aufgezeigt.
Die Fraktion Die Grünen – Rosa Liste, nun zusammen mit Volt, hatte im März beantragt, dass die Stadt bei der Bearbeitung von Wohngeldanträgen eine KI-basierte Lösung erarbeitet, die die Mitarbeitenden im Sozialreferat entlastet und auch zu deutlich kürzeren Bearbeitungszeiten der Anträge führt. Das IT-Referat stößt das nun mit einem Pilotprojekt an.
Derzeit warten Menschen durchschnittlich länger als 1,5 Jahre, bis ihr Antrag bearbeitet ist. Das ist natürlich zu lang. Gleichzeitig stehen die Mitarbeitenden in der Wohngeldstelle unter einem beständig starken Druck. Diese Situation hat sich durch die Wohngeld-Reform des Bundes, die das Verfahren noch komplizierter gemacht hat, leider verschärft. Ein KI-basiertes System kann Unterlagen automatisiert scannen, fehlende Informationen erkennen und den Sachbearbeitenden diese Arbeit abnehmen. Nürnberg und Stuttgart nutzen bereits eine automatisierte Antragsbearbeitung, die bei 95 Prozent der Fälle Anwendung finden kann. Die Systeme können identifizieren, welche Angaben und Dokumente fehlen und Fristen überwachen. Außerdem hilft ein Sprachassistent den Mitarbeitenden dabei, rechtlich sichere Schreiben zu formulieren. München wird sich mit diesen Kommunen weiterhin eng austauschen, um künftig ein eigenes KI-System für die Wohngeldbearbeitung einführen zu können.
Zudem profitieren Bürger*innen von weiteren KI-gestützten Services und werden es in Zukunft vermehrt tun. So wurde der Dienstleistungsfinder auf der städtischen Webseite bereits durch künstliche Intelligenz verbessert, damit nicht nur diejenigen eine Antwort finden, die den korrekten Verwaltungsfachbegriff in das Suchfeld eintippen. Dies wird derzeit weiter verfeinert. Im Bereich Tourismus soll auf dem städtischen Tourismusportal künftig zudem ein Chatbot Fragen von Reisenden individuell beantworten können.
Judith Greif, digitalpolitische Sprecherin Die Grünen – Rosa Liste: „München steht schon zum zweiten Mal in Folge an der Spitze des Smart City Index‘ des Branchenverbands Bitkom. Das zeigt, wie ernst es die Stadt mit der Digitalisierung meint. Wir bringen wirklich etwas voran und erkennen auch die Chancen von künstlicher Intelligenz für die Verwaltung. Wer hier heute investiert, spart sich morgen Geld, schafft einen Mehrwert für die Bürger*innen und entlastet die Mitarbeitenden. Gerade im Bereich Wohngeld sehen wir, dass der Prozess auf Papier unnötig zu viele Ressourcen bindet. Antragsteller*innen und Antragsbearbeitende werden dadurch gleichermaßen zermürbt. Hier können KI-gestützte Systeme wirklich einen positiven Unterschied machen!“