Antrag | 07.05.2015

Böhmerweiher als Ort der „stillen“ und naturnahen Erholung erhalten – Pläne des Erholungsflächenvereins überarbeiten!

Antrag:

Der Umbau des Böhmerweihers zu einem Naherholungsgebiet erfolgt unter dem Gesichtspunkt einer naturnahen Erholungsfläche mit Naturerlebnischarakter. Das Gelände sollte überwiegend der „stillen Erholung“ dienen und den Naturschutz gebührend berücksichtigen.

Die zuständigen Referate der Stadtverwaltung werden beauftragt, die derzeit existierenden Planungen in Zusammenarbeit mit dem Erholungsflächenverein dementsprechend zu überarbeiten.

Insbesondere sind folgende Punkte anzupassen:

• Konzentration des Badebereiches und der intensiveren Erholungsnutzung mit allen dazugehörigen Einrichtungen (Liegewiesen, Wasserwachtstation, Sportfelder, Grillplatz) ausschließlich auf die Westseite vor allem auf den Nordwesten des großen Böhmerweihers.

• Eine direkte Erschließung dieses Areals von der Zufahrtstraße aus z.B. im gebührenden Abstand entlang des Abflusses des großen Böhmerweihers wird geprüft.

• Die Zufahrt zu der Fischerhütte wird nur bis zur Hütte geführt und bereits beim oben erwähnten Abzweig durch eine Schranke gegen unbefugte Benutzung gesichert.

• Auf Parkplätze entlang der Straße wird bis auf die Einrichtung von zwei Behindertenparkplätzen verzichtet. Auf jeden Fall werden auf dem Gelände in unmittelbarer Nachbarschaft der beiden Seen keine Parkplätze errichtet.

• Eine Besucherlenkung erfolgt gezielt durch die Wegeführung, wobei die Wegbereiche, die durch besonders schützenswerte Räume führen z.B. zwischen den beiden Weihern und im Süden, als Bohlenwege gebaut werden.

• Anlegung der Wege als „Naturlehrpfade“ mit Schautafeln etc. um auf die vorhandenen besonderen Lebensräume und Arten hinzuweisen sowie auch den Schutzstatus dieser Bereiche hervorzuheben.

• Das Pflege und Entwicklungskonzept wird zeitgleich mit den Planungen dem Stadtrat vorgelegt. In das Pflege- und Entwicklungskonzept werden auch die beiden Abläufe der Weiher einbezogen.

• Bei den Umbauarbeiten wird darauf geachtet, dass die negativen Eingriffe z.B. Abgrabungen und Wegeerstellung zu Zeiten durchgeführt werden, die den geringsten Einfluss auf die Flora und Fauna des Areals haben.

• Für die Umgestaltung wird eine ökologische Baubegleitung eingerichtet

• Das Erholungsflächenkonzept sowie auch die geplanten Umbauarbeiten werden mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit und Transparenz durchgeführt (Zugänglichkeit der Daten und Informationen auf den jeweiligen Hompageseiten der Gemeinden). Die Bürgerinnen und Bürger aller betroffenen Gemeinden werden in den Prozess eingebunden.

 

Begründung:

Der Böhmerweiher-Komplex auf dem Stadtgebiet München angrenzend zu den Gemeinden Puchheim und Gröbenzell ist derzeit ein noch relativ „wildes“ Gelände und wird von vielen Bürgerinnnen und Bürgern gerne vor allem zur „stillen“ Erholung und im Sommer eingeschränkt zum Baden genutzt. Gleichzeitig sind die ehemaligen Kiesgruben ein biologisches Juwel, was die Machbarkeitsstudie zum Umbau als Badegewässer zum Vorschein gebracht hat: über 80 Rote-Listen-Arten, darunter z.B mehr als 200 Exemplare einer „vom Aussterben bedrohten“ Libellenart, wurden auf dem Areal festgestellt.

Mit Inkrafttreten des Bebauungsplanes 2006 wurden die Weichen gestellt, das 25,5 ha große Gelände einer geordneten Nutzung als Erholungsfläche mit Badenutzung zuzuführen und einen weiteren Teilbereich (östlicher Böhmerweiher) dem Arten- und Naturschutz vorzubehalten, für welchen ein Pflege- und Entwicklungskonzept erarbeitet werden sollte.

Mit der konkreten Ausgestaltung und Planung des Geländes wurde der Erholungsflächenverein beauftragt. Dieser legte nun Mitte letzten Jahres erste Pläne vor, die in den drei Gemeinden unterschiedlich kommuniziert wurden.

So wurden z.B. dem Münchner Stadtrat bisher die Pläne wie auch die 2010 erstellte Machbarkeitsstudie noch nicht vorgestellt, obwohl die Stadt München für dieses Areal die Planungshoheit besitzt.

Die in der Presse und von den Gemeinden veröffentlichten Pläne lassen jedoch befürchten, dass der Umbau den einzigartigen Charakter dieser Flächen erheblich überprägen wird und auch die sehr sensiblen Bereiche nicht ausreichend vor einer Zugänglichkeit geschützt werden. Eine Überarbeitung der derzeitigen Pläne scheint daher geboten. Insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass sich mit dem Langwieder See, dem Lußsee und dem Birkensee intensiv nutzbare und mit allen Verkehrsmitteln erschlossene Badeseen in näherer unmittelbarer Umgebung befinden.

 

Ein Umbau des Böhmerweihers sollte zum Ziel haben, eine naturnahe und „stille“ Erholung zu ermöglichen und die einzigartige Flora und Fauna erlebbar bzw. „sichtbar“ zu machen. So sollte die intensivere Bade- und Erholungsnutzung vor allem auf den westlichen bzw. nordwestlichen Teilbereich des großen Böhmerweihers konzentriert werden, der die geringste ökologische Wertigkeit in diesem Areal besitzt. So sieht z.B. auch der Gutachter der Machbarkeitsstudie die Anlage des Grillplatzes und der Sportflächen im Zugangsbereich zu den besonders sensiblen Flächen zwischen den beiden Gewässern sehr problematisch.

Die Spaziergänger sollten über eine gezielte Wegeführung über Bohlenwege gelenkt und mit Schautafeln über die Besonderheit des Geländes informiert werden, um die sensiblen Bereiche möglichst vor einem Betreten zu schützen.

Eine Zufahrt mit motorisierten Fahrzeugen (sonst doppelt „insbesondere auch Motorräder“) sollte auf jeden Fall z.B. durch eine Schranke unterbunden werden. Dies gilt insbesondere auch für Motorräder, die in den letzten Jahren für einen Großteil der Beeinträchtigung der Flora und Fauna verantwortlich waren.

Die Erschließung erfolgt ausschließlich über Fuß- und Radwege, da z.B. im Gewerbegebiet von Puchheim ausreichend Parkplätze zur Verfügung gestellt werden. Lediglich ein bis zwei Behindertenparkplätze könnten angedacht werden.

Die Umbauarbeiten in diesem biologisch höchst vielfältigem Gebiet muss auf die Flora und Fauna abgestimmt sein. Für das Gebiet ist gleichzeitig mit den Plänen ein Pflege- und Entwicklungskonzept aufzustellen und für die konkreten Arbeiten ist eine ökologische Baubegleitung einzurichten.

Da es sich beim Erholungsgebiet Böhmerweiher um eine Einrichtung für die Bevölkerung vor Ort handelt, sollten auch die Interessen und Wünsche der Einwohnerinnen und Einwohner der betroffenen Gemeinden in die Planung intensiv eingebunden werden, sowie die Planung transparent und mit größtmöglicher Öffentlichkeit erfolgen.

Fraktion Die Grünen-rosa liste

Initiative:

Katrin Habenschaden

Sabine Krieger

Herbert Danner

Paul Bickelbacher

Mitglieder des Stadtrates