Antrag | 07.04.2011

Bio und Billig – kein Widerspruch

Bio und Billig – kein Widerspruch

oder wie kann der Anteil ökologischer, regionaler und fair gehandelter Produkte in städtischen Kantinen zu sozialen Preisen gesteigert werden?

1. Die Verwaltung untersucht Möglichkeiten, wie der Anteil ökologischer, regionaler und fair gehandelter Produkte in den städtischen Kantinen erhöht und gleichzeitig eine soziale Preisgestaltung für städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sichergestellt werden kann . Diese Untersuchung sollte folgende Fragen klären:

  • wie könnte die Angebotspalette gestaltet werden, damit auch bei einem erhöhten Einsatz regionaler, biologischer und fair gehandelter Produkte eine betriebswirtschaftlich rentable Kalkulation möglich ist?
  • welche Rolle spielt ein größeres Angebot an vegetarischen Gerichten und Komponenten für die Preisgestaltung? Ziel sollte es dabei sein, den städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin zwei besonders preiswerte Gerichte anzubieten.
  • wie können die Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima möglichst gering gehalten werden?
  • Sollte die Verwaltung nicht über hinreichende eigene Kenntnisse verfügen sind diese über die Einholung eines externen Gutachtens zu gewinnen.

Dabei werden auch die Erfahrungen und Ergebnisse des sehr erfolgreichen Projektes „Bio für Kinder“ und anderer erfolgreicher Kantinen mit einem hohen Bio-Warenanteil einbezogen.

2. Die Verwaltung prüft inwieweit folgende Punkte in den Pachtverträgen festgelegt werden können und welche Kontrollmöglichkeiten bestehen:

  • Wareneinsatz überwiegend aus regionaler, fairer und ökologischer Produktion
  • fester Prozentsatz an ökologischen und fairen Produkten
  • Verpflichtung bestimmte Produkte (z.B. Kaffee) aus fairem Handel anzubieten
  • Verpflichtung, die Herkunft der Lebensmittel (vor allem von Fleisch und Fisch) in den Kantinen öffentlich zu machen

Bei der Ausschreibung und Vergabe der Kantinen sollten diese Punkte als Kriterium eingefordert werden.

Die Verwaltung stellt dar, wie und wann die Pachtverträge auch mit den derzeitigen Pächtern geändert werden können.

Begründung:

Bereits im Februar 2003 hat die Grüne Stadtratsfraktion einen Antrag gestellt, den Anteil ökologischer Lebensmittel in städtischen Kantinen zu erhöhen. Seitdem ist leider nicht viel passiert. Inzwischen gab es einige Lebensmittelskandale und das Bewusstsein für ökologische Lebensmittel ist deutlich gewachsen. Zwar offeriert die Rathauskantine erfreulicherweise Fleisch aus ökologischem Anbau, aber ganz klar ist es auch dort nicht, welche Produkte „Bio“ sind und woher sie stammen. Ob Gemüse und Salat aus Bioanbau sind, ist nicht klar ersichtlich und die Herkunft von Fisch ist völlig unbekannt. Um ein Bewusstsein für die eigene Ernährung und deren Herkunft zu schaffen, sollte die Stadt München hier vorbildlich vorangehen und die Mitarbeiterinnnen und Mitarbeiter über die Qualität und Herkunft der Lebensmittel informieren.

Auch muss Bio und Billig kein Widerspruch sein. Ein hohes Angebot an Fisch- und Fleischgerichten, wie es bisher in den drei vom POR betreuten städtischen Kantinen der Fall war, erhöht grundsätzlich die Kosten für den Wareneinsatz. Deshalb ist zu überlegen, ob nicht ein höherer Anteil vegetarischer Produkte die Kosten reduzieren könnte. Dies würde die Chance bieten zu gleichen Kosten mehr ökologische Produkte einzusetzen. Außerdem ist ein höherer Anteil vegetarischer Produkte und Gerichte gesünder und schützt zusätzlich das Klima. Wichtig ist es hier auf die Vielfalt und Qualität der vegetarischen Gerichte zu achten, um Vorurteile über vegetarische Ernährung abbauen zu können.

Dass eine Umstellung auf biologische Produkte mit einer nur geringen Kostensteigerung möglich ist, hat das Projekt „Bio für Kinder“ sehr erfolgreich belegt. Auch wenn die Speisepalette für Kinder nicht immer mit dem Angebot in den Kantinen vergleichbar ist, so können doch aus dem Projekt wertvolle Informationen und Erfahrungen für eine Umstellung auf mehr „Bioprodukte“ gewonnen werden.

Auch andere Kantinen haben sich in München auf den Weg gemacht und verwenden immer mehr Biokomponenten oder bieten gar einen reinen vegetarischen Tag an, wie die Kantine der Versicherungskammer Bayern. Diese Erfahrungen sollten in die Überlegungen der Verwaltung einbezogen werden.

Notwendig erscheint uns auch eine bessere Information über die Herkunft der Produkte. Dies ermöglicht allen MitarbeiterInnen selbst zu entscheiden, was sie essen wollen. Dazu gehört es auch, immer wieder über die Auswirkungen auf Umwelt- und Klima bei der Produktion der Lebensmittel, beim Fang und der Züchtung von Fisch und bei der Haltung der Tiere zu informieren. Nur richtige Information ermöglicht auch eine bewusste Entscheidung.

Vorbilder sind notwendig, um voranzukommen. Die Stadt hat hier viele Chancen. Die sollte sie nützen, für das Klima und für die Gesundheit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Fraktion
Die Grünen – rosa liste
Initiative: Sabine Krieger