Frauenkirche, Isar, Oktoberfest: Man kann München gut mit Schlagworten umschreiben. Noch genauer geht das natürlich mit Daten und Fakten. Denn jedes Themenfeld, egal, ob Wohnen, Arbeiten oder Freizeit, lässt sich mit Zahlen unterfüttern. Die sammeln städtische Referate und Gesellschaften ohnehin. Doch bislang haben die Bürger*innen auf viele dieser Datensätze keinen, oder zumindest keinen einfachen Zugriff. Die Mehrheitsfraktionen Die Grünen – Rosa Liste und SPD/Volt wollen das ändern und haben ein entsprechendes Antragspaket im Stadtrat eingebracht.
Konkret bitten die Fraktionen das IT-Referat darum, zusammen mit anderen Referaten und städtischen Gesellschaften Datensätze zu identifizieren, die für die Bürger*innenschaft relevant sind. Diese sollen dann im Open-Data-Portal[1] zugänglich gemacht werden. Dieses Portal wurde gemeinsam mit der UnternehmerTUM entwickelt und im Sommer 2021 freigeschaltet. Einige städtische Daten können hier schon eingesehen und heruntergeladen werden. Dass hier noch mehr passieren muss, ist längst Beschlusslage. Allerdings wird diese zu zögerlich umgesetzt. Die Grünen – Rosa Liste und SPD/Volt möchten mehr Zug in das Vorhaben bringen. Denn gerade Unternehmen und Vereine, aber auch Privatpersonen brauchen immer wieder Informationen von der Stadt, die über das Open-Data-Portal einfach und transparent abrufbar gemacht werden können.
Mögliche Themenfelder, für die Datensätze bereitgestellt werden können, gibt es viele. Beispiel Wohnen: Wie viel Wohnraum in welchem Stadtbezirk gerade gebaut wird, wie viele Wohnungen in welcher Größe es gibt, oder, wie viele Menschen bei der Stadt als wohnungssuchend gemeldet sind – all diese Informationen werden regelmäßig gesammelt. Oder Thema Verkehr: Die Anzahl der Autos und Fahrräder, die bestimmte Kreuzungen queren, wird ebenfalls erhoben. Diese Daten sind ein Schatz, den die Münchner*innen aber bislang unzureichend heben können, weil sie nicht systematisch in das Open-Data-Portal eingepflegt werden.
Es gibt darüber hinaus Anwendungsbeispiele aus dem Kulturbereich: So hat die Münchner Stadtbibliothek über eine Schnittstelle dem Netzwerk „Thomas Mann International“ Informationen über ihre Medien von und über diesen berühmten Autoren zu Verfügung gestellt. Interessierte und Forschende können darin bequem und bibliotheksübergreifend suchen. Die Stadtbibliothek erhält regelmäßig ähnlich gelagerte Anfragen zu ihrem Bestand. Über das offene Datenportal könne man diese Informationen für Externe einfacher zugänglich machen.
Auch für die Ahnenforschung kann Open Data interessant sein. So gibt es in kleinerem Rahmen bereits Projekte, die Informationen zu Grabstätten und Inschriften sammeln. Diese sind aber sehr bruchstückhaft, weil sie auf ehrenamtlicher Arbeit basieren. Über das Gesundheitsreferat lassen sich schon jetzt Daten zu Gräbern erfragen, etwa, um die letzte Ruhestätte eine*s Verwandten zu finden. Das könnte man einfacher machen, indem man diese Informationen über die Datenbank abrufbar macht.
Ebenfalls fordern die Fraktionen Die Grünen – Rosa Liste und SPD/Volt, dass vorhandene Informations- und Datensätze auffindbar und durchsuchbar gemacht werden. Denn neben dem Open-Data-Portal gibt es auch Datenbanken wie das Rathaus Informationssystem oder das GeoPortal. Diese sollen über eine Transparenzseite auf muenchen.de gebündelt aufgelistet, ihre Inhalte in einfacher Sprache erklärt und abrufbar gemacht werden. Auch Gutachten, die von Referaten erstellt und für die Öffentlichkeit freigegeben sind, sollen hier standardmäßig eingestellt werden. Die Transparenzseite kann so die zentrale Anlaufstelle werden, wenn Bürger*innen nach Informationen suchen. Sobald es möglich ist, soll dort ein KI-gestützter Chatbot dabei helfen, schneller und gezielter nach dem Gesuchten zu finden.
Judith Greif, IT-politische Sprecherin Die Grünen – Rosa Liste: „Städtische Referate und Gesellschaften haben einen wirklichen Schatz an wertvollen Daten. Wir wollen diese unseren Bürger*innen einfach und kostenlos zu Verfügung zu stellen. Das können wir erreichen, indem wir Daten online abrufbar machen. Aber auch, indem wir vorhandene Datenbanken besser vernetzen und es den Menschen einfacher machen, in ihre Recherchen einzusteigen. Diesen Transparenz-Ansatz bringen wir mit unserem Stadtratsvorstoß ein weiteres Stück voran.“
Lars Mentrup, IT-politischer Sprecher SPD/Volt-Fraktion: „Was die öffentliche Hand an Daten erhebt, soll auch der Öffentlichkeit nützen – das ist Open Data! Es steht für Innovation, Transparenz und Teilhabe. Wenn wir als Stadt unsere Daten zugänglich machen, schaffen wir die Grundlage für kluge Ideen. In der Wissenschaft, bei Unternehmen und Start-ups ebenso wie in der Zivilgesellschaft. So entstehen aus Zahlen echte Lösungen für den Alltag.“