Pressemitteilung | 02.02.2022

Akutversorgung von Opfern sexualisierter Gewalt verbessern

Münchens Stadtrat hat in seiner heutigen Vollversammlung ein umfassendes Aktions-Paket auf den Weg gebracht. Es soll die bestmögliche medizinische Versorgung für Menschen gewährleisten, die Opfer eines sexualisierten Übergriffs geworden sind.

Sexualisierte Gewalt ist ein Problem, das durch alle Schichten geht. Die Münchner Polizei registriert ca. 300 Vergewaltigungen im Jahr, die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich darüber. In den meisten Fällen sind Frauen die Opfer. Weltweit ist jede dritte Frau mindestens ein Mal in ihrem Leben von sexualisierter Gewalt betroffen. Medizinische Fachkräfte sind oft die ersten und nicht selten die einzigen Ansprechpersonen von Opfern sexualisierter Gewalt. Je schneller, je unkomplizierter je qualitativ hochwertiger die fachliche Akutversorgung ist, desto besser stehen die Chancen für die Betroffenen, die Gewalterfahrung bewältigen zu können. Doch viele Opfer nehmen medizinische Akuthilfe erst gar nicht in Anspruch.

In der Stadtratsvollversammlung am heutigen Mittwoch hat der Stadtrat fünf Maßnahmen beschlossen, um die Situation bei der Akutversorgung von Opfern sexualisierter Gewalt spürbar zu verbessern und die Hemmschwelle auf Seiten der Betroffenen zu senken, sich medizinisch akutversorgen zu lassen.

  1. Eine Zusammenführung von Arbeitshilfen und Richtlinien für die Kliniken und Praxen, die an der Versorgung beteiligt sind
  2. Die Bereitstellung von standardisierten Kits für die Spurensicherung
  3. Information und Schulungen von Fachkräften, die an der Versorgung beteiligt sind
  4. Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit durch das Gesundheitsreferat
  5. Ein Pilot-Projekt zum Aufbau einer proaktiven Beratung nach sexualisierter Gewalt analog zum Münchener Unterstützungs-Modell gegen Häusliche Gewalt (MUM)

Die Grünen – Rosa Liste im Stadtrat unterstützen außerdem einen Änderungsantrag der Fraktion Die Linke/die Partei, Oberbürgermeister Reiter zu bitten, schnellstmöglich mit der Bayerischen Staatsregierung über die Finanzierung der vertraulichen Spurensicherung, der erforderlichen Dokumentationen, sowie der Personalkosten zu sprechen und auf eine Übernahme hinzuwirken.

Dazu sagt Grünen-Stadträtin Judith Greif:          
Wir verbessern jetzt die Situation bei der Versorgung von Betroffenen sexualisierter Gewalt. Es handelt sich um schreckliche und häufig traumatisierende Erlebnisse. Wer so etwas erleben muss, bedarf schneller, niederschwelliger Hilfsangebote. Diese in ausreichendem Maße bereitzustellen, ist das Mindeste, was wir tun können, schon damit München seiner Verantwortung bei der Umsetzung der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen vor Gewalt gerecht wird. In einigen Bereichen werden wir jedoch bei der Akutversorgung noch nachlegen müssen, etwa bei der Erreichbarkeit migrantischer Communities, bei den spezifischen Angeboten für lesbische Frauen, Trans- und Inter-Frauen und bei denen für schwule Männer.“