Der zu geringe Stellenwert des Naturschutzes in München war das Thema einer Pressekonferenz der Stadtratsfraktion Die Grünen – rosa liste. Sabine Nallinger, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, und Stadträtin Sabine Krieger kritisierten die Untätigkeit der Verwaltung bei der Ausweisung neuer Schutzgebiete und bei der Verwahrlosung von Ausgleichsflächen. Die beiden Grünen-Politikerinnen präsentierten ein Antragspaket, mit dem einige der Versäumnisse im Naturschutz aufgearbeitet werden sollen.
Die immer wieder auftretenden Klagen der Naturschutzverbände über ungenügend gepflegte oder verwahrloste Ausgleichsflächen müssen nach Auffassung der Grünen – rosa liste ernstgenommen werden. Abhilfe soll hier ein Ausgleichsflächenkataster schaffen, mit dem sämtliche Ausgleichflächen erfasst und auf die beim Flächenausgleich festgelegten Qualitätskriterien kontrolliert werden können.
Ein konkretes Beispiel für die Nachlässigkeit der Verwaltung ist nach Auffassung von Sabine Krieger der Zustand der naturschutzfachlich hochwertigen Flächen im Gleislager Neuaubing, im Gleisdreieck Pasing und im Virginia Depot, die im Rahmen von Bauvorhaben größtenteils als Ausgleichsflächen festgelegt wurden. Sabine Krieger: „Diese Flächen hätten längst als geschützte Landschaftsbestandteile rechtlich gesichert werden müssen. Im Falle des Gleisdreiecks Pasing liegt der Beschluss schon 6 Jahre zurück – aber passiert ist nichts. Durch verbotene Nutzungen, Ablagerung von Gegenständen verlieren die Flächen zum Teil ihre Wertigkeit. Hier muss jetzt dringend gehandelt werden. Die Flächen müssen endlich als geschützte Landschaftsbestandteile ausgewiesen werden und die Öffentlichkeit muss über die Besonderheit der Gebiete und einen pfleglichen Umgang informiert werden.“
In einer Anfrage erkundigen sich Die Grünen außerdem nach der schleppenden Neuausweisung wertvoller Naturschutzflächen. Sabine Krieger: „In den letzten 13 Jahren in München nur zwei geschützte Landschaftsbestandteile ausgewiesen und nur drei von 18 Landschaftsschutzgebieten novelliert. Wir brauchen aber gültige Rechtsverordnung für die wertvollen Naturbereiche in der Stadt, denn nur so können sie ausreichend geschützt und notwendige Pflegemaßnahmen eingeleitet werden. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Aufgabe des flächenhaften Naturschutzes personell nicht ausreichend besetzt ist.“
Zum Antragspaket gehört außerdem eine Initiative zur Aufwertung des Baumbestandes. Die Verwaltung soll Vorschläge erarbeiten, um sowohl größere zusammenhängende Waldflächen anzulegen als auch mikroklimatische Ausgleichsflächen im Siedlungsgebiet zu schaffen wie z.B. auf städtischen Splittergrundstücken oder im Straßenraum. Ein Wettbewerb für die schönsten 100 Münchner Bäume soll die Bedeutung der Bäume ins öffentliche Bewusstsein rücken und zum anderen den Münchner Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit geben, „ihre“ schönsten Bäume zu nominieren und gegebenenfalls als Naturdenkmal zu würdigen..
Sabine Nallinger: „Bäume spenden Sauerstoff, reduzieren die Hitzebildung bei hoher Versiegelung und schaffen attraktive Aufenthaltsräume für die Menschen in der Stadt. Da in München in den nächsten Jahren immer mehr Wohnraum geschaffen werden soll und die Versiegelung damit drastisch zunehmen wird, werden Bäume als Ausgleich immer wichtiger.“