Pressemitteilung | 05.07.2022

Zero Waste ist gut und richtig – aber Nachbesserungsbedarf bei Bio- und Elektromüll

Die Grünen – Rosa Liste üben Kritik an dem heute der Öffentlichkeit präsentierten Konzept Zero Waste Munich. Zwar, so heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Stadtratsmitglieder Christian Smolka und Julia Post, sei die Zielrichtung des Konzepts – eine konsequentere Vermeidung von Ressourcenverschwendung – ohne Wenn und Aber zu begrüßen. Doch bleibe das Konzept in einigen Fragen hinter den Erfordernissen einer Kreislaufwirtschaft zurück – etwa bei der Sammlung und Verwertung von Elektroschrott und von Biomüll. In diesen Bereichen seien die angestrebten Erfassungsquoten bei weitem nicht ausreichend und müssten dringend nachgebessert werden.

Stadtrat Christian Smolka: „Der Münchner Biomüll landet momentan immer noch zu großen Teilen im Restmüll und damit in der Verbrennungsanlage – das ist nicht die Kreislaufwirtschaft wie wir Grüne sie uns vorstellen. Die Erfassungsquote bei Biomüll liegt bei schwachen 30 kg pro Jahr und Einwohner – da ist wesentlich mehr möglich, das zeigen die Quoten anderer Städte, die bis zu 100 kg schaffen. Wir fordern daher in einem Änderungsantrag ein umfassendes Konzept zur Steigerung der Erfassungsquote von Biomüll.
In Zeiten der Ressourcenknappheit müssen wir außerdem unsere Strategie neu bestimmen und unseren vorhandenen Bioabfall durch energetische Nutzung viel stärker in den nachhaltigen Wirtschaftskreislauf einbinden: In einer Biogasanlage könnte man mit dem Münchner Biomüll zusätzlich 20 Millionen Kubikmeter Biogas erzeugen. Das wäre ein Quantensprung im Vergleich zu den weniger als 1 Million Kubikmeter bisher – komplett CO2-frei und nach Reinigung ins Erdgasnetz einzuspeisen oder für den Abfallwirtschaftsbetrieb und dessen Müllfahrzeuge einzusetzen.“

Stadträtin Julia Post: „Gegenwärtig werden in München pro Kopf und Jahr nur ca. 5 kg Elektro-Altgeräte gesammelt, weit weniger als im bundesweiten Durchschnitt, der bei gut 10 kg liegt. Wir müssen also davon ausgehen, dass eine beträchtliche Menge an Elektroschrott in München nicht sachgerecht entsorgt wird. Die wertvollen Rohstoffe entgehen so der Wiederverwertung.
Der Aspekt der Kreislaufwirtschaft muss zudem auch die Produktion der Geräte in den Blick nehmen: Die Gewinnung von Seltenen Erden, die beispielsweise für Smartphones benötigt werden, verursacht Umweltschäden. Der Abbau erfolgt mithilfe von Säuren, was giftige Abfälle und Schlamm zurücklässt und eine Gefahr für das Grundwasser in den Abbauregionen darstellt. Um an die begehrten Rohstoffe zu gelangen, werden oft Lebensräume zerstört, Urwälder gerodet oder sogar Berge gesprengt. Auch soziale Probleme sind damit verbunden, auch weil es in vielen Produktionsländern an arbeitsrechtlichen Standards fehlt. Wir werden daher sowohl im Bereich der städtischen Beschaffung von Elektronik, als auch bei der (Wieder-)Verwertung von Elektroschrott nachbessern, entsprechende Anträge befinden sich in der Ausarbeitung.“