Es ist eine der letzten innerstädtischen Flächen, auf der noch in größerem Stil Wohnraum entstehen kann: das Viehhof-Areal neben dem Münchner Volkstheater. Der Kommunalausschuss hat heute die Weichen dafür gestellt, wie es auf dem Gelände weitergehen soll.
Auf dem Viehhofgelände bestehen derzeit etwa 50 Mietverträge mit verschiedenen Gruppen, darunter klein- und mittelständische Firmen aus dem Lebensmittelbereich, aber auch Großhandel, Handwerk und natürlich die Kunst- und Kulturszene im „Bahnwärter Thiel“. Es gibt hier aktuell sehr unterschiedliche Laufzeiten – von nur sehr begrenzten Fristen bis zu fixen Zusagen bis zum Jahr 2040. All diese Nutzer*innengruppen bekommen nun die Möglichkeit, ihre Pachtverträge bis 2040 zu verlängern. Das schafft Planungssicherheit, die vor allem für kleine Betriebe, aber eben auch die Kreativszene, wichtig ist.
Stillstand soll es trotzdem nicht geben, dafür ist der innerstädtische Raum zu wertvoll. Sollten sich Mieter*innen vor Ort trotzdem entscheiden, den Viehhof früher zu verlassen – zum Beispiel, weil ein Lebensmittelhändler oder ein Handwerker an einen anderen, noch längerfristigen Standort umziehen will – soll das Kommunalreferat vorbereitet sein sie umzubauen oder neu zu nutzen. Auch neue Zwischennutzungen sind dann denkbar, bis das Areal vollständig entwickelt wird.
Ein Grundkonzept dafür steht bereits. Der Masterplan für den Viehhof sieht vor, dass hier etwa 600 Wohnungen und 18.300 Quadratmeter Geschossfläche für Gewerbe entstehen sollen. Der Kommunalausschuss hat das Referat mit der heutigen Sitzung darüber hinaus beauftragt, bis 2027 gemeinsam mit der Stadtplanung ein Zielbild und einen Zeitplan für das komplette Areal, also nicht nur dem Viehhof, sondern auch dem Schlachthof und der Großmarkthalle zu entwickeln.
Der Plan, die bestehende Wagenwaschanlage innerhalb des Geländes zu verlagern, ist mit der heutigen Stadtratsentscheidung beerdigt worden. Das hat mehrere Gründe: Zum einen kann die alte Anlage weiterhin betrieben werden, sofern bestimmte Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden. Zum anderen lohnt sich ein Neubau einer Wagenwaschanlage finanziell nicht mehr, da das Areal ab spätestens 2040 anders genutzt werden wird. Dazu kommt, dass nicht ausgeschlossen ist, dass die ansässigen Schlacht- und Zerlegebetriebe den Standort noch vor 2040 aufgeben. Ohnehin ist die dortige Schweineschlachtung bereits insolvent und benötigt die Waschanlage nicht mehr. Der Verzicht auf einen Neubau spart laut Referat einen Betrag im unteren zweistelligen Millionenbereich.
Anna Hanusch, kommunalpolitische Koordinatorin Die Grünen – Rosa Liste: „Auf dem Gelände des Viehhofs kann ein spannendes Gebiet mit unterschiedlichen Nutzungen entstehen. Es ist gut, dass wir dafür heute schon die Weichen stellen. Es herrscht nun Klarheit, wann die weitreichende Umgestaltung starten kann, aber in den kommenden Jahren kann das Gelände in seiner besonderen Vielfalt fortbestehen und auch vielleicht noch Raum für neue Experimente sein.“