Pressemitteilung | 11.11.2015

Groko macht Ernst: Sperrung des Stadtzentrums für den Radverkehr beschlossen

Die GroKo hat ihre Drohung wahr gemacht: Der Marienplatz wird 2016 für den Rad-, Taxi- und Busverkehr gesperrt. Schlimm aus Grüner Sicht ist vor allem die Verbannung des Radverkehrs.
Der Radverkehr vom Odeonsplatz zum Rindermarkt soll zukünftig über die Hofgarten-, Alfons-Goppel-, Sparkassenstraße, Kustermannfahrbahn am Viktualienmarkt und Rosental geführt werden – eine konfliktträchtige, gefährliche, mit Engstellen belastete Route, die zudem einen halben Kilometer Umweg bedeutet:

Zur Präsentation mit Bildern der wichtigsten Problempunkte >>>hier

Hintergrund:
Die GRÜNEN haben bereits 2007 die Einrichtung einer Fahrrad-Hauptroute vom Odeonsplatz über die Residenz- und Sparkassenstraße sowie den Viktualienmarkt zum Rindermarkt beantragt – als Alternative, zusätzlich zur derzeitigen Nord-Süd-Route, ohne Sperrung des Marienplatzes. Das Planungsreferat hat mit den beiden Hauptroutenüberlegungen eine Öffentlichkeitsphase durchgeführt, bei der die Sperrung des Marienplatzes kein Thema war. Die Sperrung wurde in bester Hinterzimmermanier von den Fraktionssprechern von SPD und CSU, Reissl und Podiuk ausgekartelt und beantragt. Bei einer Sondersitzung des zuständigen BA Altstadt-Lehel im Oktober 2015 wurde diese Lösung heftig kritisiert. Eine Entscheidung jetzt widerspricht auch dem Ziel für die weitere Entwicklung der Altstadt/Innenstadt ein Bürgergutachten durchzuführen. Der Umbau des Gebäudes Marienplatz 22 (noch Hugendubel) wird voraussichtlich bereits ab Februar 2016 bis Mai 2017 die Durchfahrt am Marienplatz auf ca. 6 m verengen. Dies dient der GroKo nun als Vorwand, um Bus- und Radverkehr vom Marienplatz zu verbannen.

Dabei enthält die Beschlussvorlage des Planungsreferats durchaus auch Positives…

  • die Verbindung vom Englischen Garten zum Tal verbessert sich
  • die Sparkassenstraße und das Rosental werden durch den Wegfall von Stellplätzen und die Reduzierung des Parksuchverkehrs für den Radverkehr optimiert

… aber mit der Sperrung des Marienplatzes auch einige inakzeptable Nachteile:

  • der Umweg vom Odeonsplatz zum Marienplatz über den Hofgarten und die Alfons-Goppel-Straße (ca. 1400 m statt 860 m) ist unattraktiv und wird von vielen Radlern kaum angenommen werden. Eine asphaltierte Radroute in der Alfons-Goppel-Straße (derzeit Großsteinpflaster) ist kurzfristig nicht möglich und steht unter dem Vorbehalt des Denkmalschutzes.
  • am Torbogen zum Hofgarten gibt es eine extreme Engstelle für den Fuß- und Radverkehr
  • die Querung der Maximilianstraße mit einem Versatz führt zu Wartezeiten und ist gefährlich
  • die Falkenturmstraße ist schmal und mündet mit einen Versatz in die Sparkassenstraße
  • durch die Sperrung des Marienplatzes für den Radverkehr verlagert sich nahezu der gesamte Radverkehr von derzeit 8.000 Radlern täglich vom Marienplatz auf die Kustermannfahrbahn (derzeit ca. 2.000 Radler) – das entspricht einer Verfünffachung des Radverkehrs auf der Kustermannfahrbahn mit künftig ca. 10.000 Radlern. Zudem prognostiziert das Planungsreferat wegen der Verlängerung der Fußgängerzone über den Marienplatz zum Viktualienmarkt eine Zunahme der Fußgängerströme vor der Heilig-Geist-Kirche und am Viktualienmarkt.
  • Gleichzeitig soll sich der Busverkehr in der Kustermannfahrbahn mit künftig 2 Linien im Gegenverkehr verdoppeln (heute wird die Kustermannfahrbahn von den Bussen nur in einer Richtung benutzt). Damit verlagert die Groko das Problem nur um 100 m nach Osten und konstruiert eine neue verschärfte Konfliktzone zwischen Tal und Rosental.
  • die Sperrung des Marienplatzes für den Busverkehr verschlechtert die Verknüpfung mit der S- und U-Bahn. Es gibt bisher keine schlüssigen Konzepte, wo die Busse wenden könnten.

 

Diese Kritik wurde ebenso in den Wind geschlagen wie unsere Alternativvorschläge. Wir fordern:

1. Die Hauptroute für den Radverkehr wird vom Odeonsplatz über die Residenzstraße, den Max-Josephs-Platz, den Hofgraben und weiter über die Sparkassenstraße und die Kustermannfahrbahn zum Rindermarkt geführt (dabei könnte die Residenzstraße bis zum Max-Josephs-Platz als Fahrradstraße ausgewiesen werden – gemäß unserem Änderungsantrag von 2011 – und ähnlich wie die Kustermannfahrbahn aussehen; der Max-Josephs-Platz sollte aber als einheitliche Fläche gestaltet sein). Die Strecke über die Alfons-Goppel-Str. soll für den vom Lehel, Hofgarten und Englischen Garten kommenden Radverkehr verbessert werden.

2. Um Konflikte mit dem Radverkehr zu verringern, wenden Kfz in der Maximilianstraße vor dem Hofgraben. Die Tiefgarage unter dem Max-Josephs-Platz wird zukünftig für Anwohner, Gewerbetreibende und Mobilitätseingeschränkte reserviert, so dass der Platz weitgehend von Kfz-Verkehr frei bleibt und nur die verbleibenden Kfz die einheitliche Platzfläche (Fußgängerzone mit Radverkehr frei) befahren.

3. Die Buslinie 132 wendet nach Möglichkeit am Ende des Tals noch vor dem Hauptstrom des Radverkehrs. Hierfür müssten einige Behindertenstellplätze um die Ecke in die Sparkassenstraße verlagert werden und auf der gegenüberliegenden Seite ggf. weitere bauliche Anpassungen vorgenommen werden. Als Endhaltestelle dient die heute den Touristenbussen vorbehaltene Haltestelle neben der Sparkasse. Der Bus 132 würde damit ähnlich nahe am Marienplatz halten wie heute am Rindermarkt, würde aber die Kustermannfahrbahn und den Marienplatz nicht mehr belasten.

4. Die Buslinie 52 verbleibt am Marienplatz mit der heutigen Routenführung, so dass weiter-hin ein gute Verknüpfung zwischen den verschiedenen öffentlichen Verkehrsmitteln entsteht. Dies ist insbesondere angesichts der problematischen Überlegungen zum Bau eines Parkhauses am Tierpark geboten, um den Tierpark weiterhin attraktiv zu erschließen.

5. Im Bereich zwischen Max-Josephs-Platz, südliche Residenzstraße, Dienerstraße entsteht eine Fußgängerzone, in der das Radfahren erlaubt ist. Der Marienplatz wird ebenfalls als eine Ebene gestaltet, der Bus 52 und die Radfahrer können dort in Schrittgeschwindigkeit passieren.

6. Die Burgstraße wurde bisher nicht beachtet. Auch sie kann als Fußgängerzone und einheitliche Fläche gestaltet werden, mit dem Zusatz „Radfahren erlaubt.“