Antrag | 30.09.2010

Pilotprojekt anonymisierte Bewerbungen

Antrag

Pilotprojekt anonymisierte Bewerbungen

Das Referat für Arbeit und Wirtschaft wird gebeten, ein Pilotprojekt für anonymisierte Bewerbungen – nach dem Vorbild des Bundesprojektes – zu initiieren. In Kooperation mit dafür infrage kommenden Institutionen, z. B. der Handwerkskammer, sollten – zunächst für ein Jahr – nur noch anonymisierte Bewerbungen eingereicht werden. Parallel könnten freie Unternehmen zur Teilnahme motiviert werden.

Begründung

In der Beantwortung unserer Anfrage „Benachteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund“ (F00545) weist der Referent für Arbeit und Wirtschaft u. a. darauf hin, dass in München keine verallgemeinerbaren Erfahrungen zur Diskriminierung bei der Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt vorliegen. (Die Anfrage bezog sich auf die im Februar 2010 durch das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) veröffentlichte Studie „Ethnische Diskriminierung auf dem deutschen Arbeitsmark“) Dort war festgestellt worden, dass es eine eklatante Benachteiligung von BewerberInnen mit eindeutig türkischem Namen gibt. Im Vergleich zu den BewerberInnen mit deutschem Namen erhielten sie eine um 14% verringerte Chance für eine positive Rückmeldung (z. B. Einladung zu einem Vorstellungsgespräch).

Als Konsequenz aus der IZA-Studie startet die Antidiskriminierungsstelle des Bundes im Herbst ein einjähriges Projekt „Anonyme Bewerbung“. Fünf Großunternehmen – Die Deutsche Post, Die Telekom, L’Oréal, Mydays und Procter & Gamble – akzeptieren ein Jahr lang nur noch anonyme Bewerbungen, d.h. Bewerbungen ohne Foto, Namensnennung, Adressenangabe sowie ohne Angaben zu Nationalität, Alter und Geschlecht.

(http://www.iza.org/en/webcontent/publications/reports/report_pdfs/iza_report_27_kurz.pdf)

Trotz der vielfältigen Aktivitäten der LH München könnte die Kommune mit einem zunächst einjährigen Pilotprojekt dazu beitragen, einen weiteren Schritt in Richtung Gleichbehandlung auf dem Arbeitsmarkt zu realisieren. Nach einem Bericht über die in dem Projekt gewonnenen Erfahrungen können dann weitere Konsequenzen gezogen werden.

Fraktion Die Grünen – rosa liste

Initiative:
Gülseren Demirel
Lydia Dietrich
Jutta Koller
Siegfried Benker
Dr. Florian Roth