Antrag | 30.04.2013

Optimierung des Geothermie-Nahwärmenetzes in München

Antrag

Die Stadtverwaltung und die SWM werden aufgefordert,

1.) alle möglichen Schritte zu unternehmen, damit das Geothermie-Nahwärmenetz in der Messestadt in den ersten 3 Bauabschnitten Wohnungsbau, Infrastruktur, Messe und Gewerbe, bis zum Ende der Hausverteilungsnetze (Heizkörper und Warmwassernetze) in einem rücklaufoptimierten Modus gefahren werden kann.

2.) für die weiteren Bauabschnitte der Messestadt – BA 4 (Westen), Zentrum Ost, Beb-Plan 2065 (Messestadt Ost) und Technologiepark West – alle technologischen und vertraglichen Voraussetzungen zu schaffen, damit in diesen neuen Baugebieten der Messestadt die Geothermie-Nahwärmeversorgung von der Quelle bis zur Senke (Wärmeabgabe im Gebäude) im optimierten Modus mit möglichst niedrigen Rücklauftemperaturen gefahren werden kann. Es sind entsprechende Informationen und Technologien zu erarbeiten die den Bauträgern bzw. deren Fachplanern zur Verfügung gestellt werden können.

3.) für alle künftigen Geothermie-Nahwärmeversorgungsgebiete in München (z. B. Freiham), die bisherigen Erfahrungen aus der Messestadt Riem zu nutzen mit dem Ergebnis, alle technologischen und vertraglichen Voraussetzungen zu schaffen, damit in diesen neuen Baugebieten die Geothermie-Nahwärmeversorgung von der Quelle bis zur Senke (Wärmeabgabe im Gebäude) im optimierten Modus mit möglichst geringen Rücklauftemperaturen gefahren werden kann.

4.) eine Kommunikationsstrategie zu entwickeln, um den zwischenzeitlich von der SWM errungenen Erfahrungsschatz bei allen künftigen Projekten frühzeitig an die zuständigen Bauträger, Fachplaner und Heizungsbauern zu kommunizieren, diese in den gesamten Prozess frühzeitig einzubinden und fachlich zu unterstützen. Das bedeutet, aktiv für den erforderlichen Wissenstransfer zu sorgen, nachdem in der Branche die neuesten technischen Möglichkeiten und das entsprechende Detailwissen zu einer Netzoptimierung leider noch nicht ausreichend verankert sind.

 

Begründung:

Die SWM betreiben seit Jahren ein modernes und ökologisch hochwertiges Nahwärmenetz mit Tiefengeothermie als Wärmequelle. Damit setzen LH-München und SWM hohe und zukunftsfähige Massstäbe bei der Wärmeversorgung von Siedlungsgebieten weit über München und Bayern hinaus. Nach Information des Verfassers weist das Gesamtwärmenetz allerdings gravierende Schwachstellen auf, nämlich die technischen Übergabestationen vom energieeffizienten SWM-Nahwärmenetz zum Endverbraucher, sowie die nachfolgende Heizwärmeverteilung und die Warmwasseraufbereitungsanlagen in den Gebäuden. Dieser Übergang und die anschließenden Verteilnetze sind nicht optimal aufeinander abgestimmt mit dem Ergebnis, dass die gewünschten Rücklauftemperaturen von 40° C in den seltensten Fällen erreicht werden und häufig energiereiches heisses Wasser mit einer Rücklauftemperatur von mehr als 55°C ungenutzt wieder in die tiefgelegenen geologischen Schichten zurückgepumt wird. Dies geschieht – wie auch bereits die Förderung des Heisswassers mit einem erheblichen Energieaufwand (Pumpenstrom). Nach Kenntnis des Verfassers haben in den letzten beiden Jahren sachverständige Gutachter diesen Sachverhalt in mehreren privaten und öffentlichen Gebäuden in der Messestadt untersucht mit dem Ergebnis, dass im Gesamtverteilnetz erheblicher Optimierungsbedarf besteht. Diese Potentiale sollten sowohl im Gebäudebestand als auch bei künftigen Bauvorhaben optimal ausgeschöpft werden.

Sowohl der hydraulische Abgleich der hausinternen Heizwärmeverteilung als auch die generellen stadtweiten Nahwärme-Versorgungskonzepte müssen auf den Prüfstand kommen, damit die Betriebsweisen der Anlagen optimiert und die gewünschte regenerative Versorgung des Stadtgebietes in energieoptimierter Weise erfolgen kann. Dies bedingt auch eine dynamische Anpassung der Rücklauftemperaturen an die unterschiedlichen Rahmenbedingungen bzw. Wärmeenergiebedarfe zwischen Sommer- und Winterbetrieb, unter Berücksichtigung des Vorrangs der Hygiene im WW-Netz (Stichwort Legionellen) vor Energieeinsparungen.

Verschiedene Hersteller haben neue, angepasste technische Produkte entwickelt und die SWM haben sich in den vergangenen Jahren aufgrund des suboptimierten Betriebs in der Messestadt ein hohes Fachwissen bzw. einen Wissensvorsprung gegenüber der Bau- und Planungsbranche angeeignet. Dieses Wissen sollte an die entsprechenden Akteure, die in den nächsten Jahren in der Messestadt und Freiham tätig werden, kommuniziert werden, im Sinne eines energie-optimierten Gesamtbetriebs der geothermischen Nahwärmenetze.

Fraktion Die Grünen-rosa liste

Initiative:

Herbert Danner
Sabine Krieger