Pressemitteilung | 03.07.2018

München hat genug Denkmäler für Monarchen

P R E S S E M I T T E I L U N G

Die Grünen werden der Errichtung eines Denkmals für Ludwig II. auf der Corneliusbrücke im heutigen Bauausschuss nicht zustimmen. Fraktionsvorsitzender Dr. Florian Roth und Stadtrat Paul Bickelbacher begründeten die Ablehnung mit historischen und mit ästhetischen Bedenken gegen den Entwurf, der eine „romantisierende Ruine“ auf der Bastion der Corneliusbrücke realisieren soll, in deren Mittelpunkt eine Büste des Königs stehen soll.
Dr. Florian Roth: „Das Münchner Stadtbild ist stark von Denkmälern für Monarchen aus dem Hause Wittelsbach geprägt. Hier besteht ganz gewiss kein Nachholbedarf – eher schon drängt sich die Frage auf, ob diejenigen angemessen repräsentiert sind, die sich für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie eingesetzt haben. Wie das Münchner Stadtarchiv festgestellt hat, gibt es allein für Ludwig II. im öffentlichen Raum nicht weniger als neun Stein- bzw. Bronzebildnisse! (Auflistung s. unten) Ludwig mag kein Kriegstreiber und kein Gewaltherrscher gewesen sein, aber das Wohlergehen seines Volkes war ihm doch weit weniger wichtig als die verschwenderische Verwirklichung seiner romantischen Phantasien.
Den vielen Denkmälern für ihn ein weiteres hinzuzufügen ist überflüssig und gerade im Jahr 2018, in dem sich das Ende des 1. Weltkriegs, die Novemberrevolution und die Ausrufung des Freistaats Bayern zum 100. Mal jährt, ein geschichtspolitischer Fauxpas. Die Einweihung des ursprünglich auf der Corneliusbrücke errichteten Denkmals im Jahr 1910 trug alle Züge einer unter unterwürfig gemeinte Loyalitätserklärung der Stadt Wittelsbacher-Monarchie. Der Münchner Oberbürgermeister Wilhelm von Borscht versprach bei der Feier, das Denkmal ‚heilig in Ehren‘ zu halten als das Symbol der einem Naturrechte vergleichbaren Bande, die das bayerische Volk seit fast dreivierteltausend Jahren mit seiner angestammten Dynastie unlöslich verknüpfen‘.
Es mutet höchst merkwürdig an, dass nun die SPD, die ihre Wurzeln auch im politischen Wirken von Kurt Eisner verortet, einem weiteren Denkmal für einen Monarchen zustimmen will. ‚Die Zeit der Huldigung von Herrschaften mittels figürlicher Darstellung im öffentlichen Raum ist vorbei‘ – dieser Einschätzung SPD-Fraktionschef Alexander Reissl aus dem Jahr 2013 können wir uns vollumfänglich anschließen.“
Paul Bickelbacher: „Auch wenn man jetzt von der Monumentallösung einer originalen Wiedererrichtung des Denkmals abgerückt ist, sind Kosten von einer halben Million € für das zehnte Ludwig II.-Denkmal in München nicht zu rechtfertigen. Und welchen Bezug zur Gegenwart soll eine romantische Ruine im 21. Jahrhundert herstellen? Die Corneliusbrücke bietet im jetzigen Zustand eine angenehme Aufenthaltsqualität, es gibt keinen Anlass, sie aufwendig umzugestalten.“

 

Die Auflistung der Ludwig II-Denkmäler des Stadtarchivs:

  • Königsbüste als Fassadenschmuck am Mietshaus in der Wörthstr. 32 in Haidhausen (seit 1889);
  • Königsmedaillon (Relieftafel) als Fassadenschmuck am ehemaligen Gebäude der Bayerischen Staatsbank in der Prannerstraße in der Altstadt (seit 1894);
  • Relief am Sockel des Friedensengels (seit 1899);
  • Statue von Heinrich Waderé am Neuen Rathaus (1906);
  • Kopf in der Regentengalerie in der Großen Aula in der LMU (1909);
  • Originalkopf (des ehemaligen Denkmals auf der Corneliusbrücke) im Münchner Nationaltheater (1963);
  • Standbild in den Maximiliansanlagen (1967);
  • Kopie des Kopfes (des ehemaligen Denkmals) auf der Corneliusbrücke (1973);
  • Königsbildnis im Nymphenburger im Nymphenburger Palmenhaus (1985).