Pressemitteilung | 13.02.2022

Umgang mit Stadttauben überdenken – Gutachten zeigt Fürsorgepflicht auf

Die Grünen – Rosa Liste im Stadtrat sehen eine Notwendigkeit dafür, dass München seinen Umgang mit Stadttauben und die damit verbundenen tierschutzrechtlichen Aspekte grundlegend neu bewerten sollte.

Basis für den grünen Vorstoß ist ein von der Berliner Senatsverwaltung in Auftrag gegebenes Gutachten. Es stellt klar, dass Kommunen eine eindeutige Fürsorgepflicht zukommmt, sich um das Wohlergehen von Stadttauben (columba livia forma domestica)zu kümmern. Das Ende vergangenen Jahres vorgestellte Papier haben ein Jurist und ein Veterinärmediziner verfasst. Sie kommen zu dem Schluss, dass Städte für ‚ihre‘ Tauben sorgen müssen, da es sich „genetisch sowie verhaltensbiologisch“ um Haustiere handelt. Die Probleme, so die Gutachter, die mit größeren Taubenpopulationen zusammenhängen, sind demzufolge menschengemacht. Ohne regelmäßige Fütterung und eine Populationskontrolle leiden viele Stadttauben an Unterernährung und vermeidbaren Krankheiten. Tierschützer weisen zurecht immer wieder auf diesen Missstand hin. Daher begrüßen wir einerseits den zuletzt erfolgten Vorstoß aus dem BA Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt zum Aufstellen einer ausreichenden Anzahl von Taubenhäusern auf und am Hauptbahnhof. Außerdem befürworten die Stadtratsgrünen eine Populationskontrolle gemäß dem „Augsburger Modell“ (s.u.). Nicht zuletzt stellt das Gutachten das Münchner Taubenfütterungsverbot indirekt in Frage. Derartige Verordnungen seien, wenn überhaupt, nur in der Nähe betreuter Taubenschläge zulässig. Für die Grün-Rosa-Fraktion steht Stadträtin Julia Post bezüglich einer Neubewertung im Umgang mit den Münchner Stadttauben bereits in Kontakt mit dem Referat für Umwelt- und Klimaschutz.

Stadträtin Julia Post
(Die Grünen): „Das Gutachten zeigt klar auf, dass wir die Sicht auf unsere Stadttauben grundlegend ändern müssen. Für München ergibt sich eine Verpflichtung, besser für das Wohlergehen der Tiere zu sorgen. Die Tauben einfach ihrem Schicksal zu überlassen geht moralisch und juristisch nicht in Ordnung. Was München braucht ist ein detailliertes Monitoring der Populationsgrößen sowie des Gesundheitszustandes der Tiere. Und wir brauchen ein zentrales Taubenmanagement in der Verwaltung, das über Fachwissen verfügt und alle notwendigen Maßnahmen koordiniert.
Offensichtlich kommt auch der Freistaat seiner tierschutzrechtlichen Verpflichtung bislang nicht nach. Bayern muss die Sachlage jetzt ebenso umgehend neu bewerten: Wenn Kommunen hier eine Fürsorgepflicht zukommt, erwarte ich dazu vom Freistaat die Einstufung als kommunale Pflichtaufgabe und damit auch die Bereitstellung ausreichender finanzieller Mittel.“

Zum Hintergrund – Warum die Grünen im Stadtrat Taubenschläge befürworten:

Taubenschläge sind ein tierschutzgerechtes Konzept zur Regulierung und Reduzierung von Stadttauben: Der dort gebundene Taubenkot entlastet das Stadtgebiet und ermöglicht eine fachmännische Entsorgung. Neben der artgerechten Futterversorgung werden dort außerdem die Eier gegen Attrappen ausgetauscht, so dass auch der Taubenbestand in der Stadt reguliert wird („Augsburger Modell“). Einen entsprechenden Antrag „für „artgerechte Regulierung des Taubenbestands“ hat unsere Fraktion Ende 2020 im Stadtrat eingebracht.