München Innenstadt

Pressemitteilung | 26.06.2025

Münchens Mietspiegel verbessern – für sozial gerechte Mieten

Dass in München die Mieten jedes Jahr steigen, ist leider für die Bürger*innen keine überraschende Nachricht mehr. Umso wichtiger ist der Mietspiegel. In der heutigen Sitzung des Sozialausschusses hat der Stadtrat der Neuerstellung für 2027 zugestimmt. Die Mehrheitsfraktionen aus Die Grünen – Rosa Liste und Volt sowie der SPD haben dabei Maßnahmen angestoßen, die das Verfahren besser, fairer und zukunftstauglicher machen sollen und dafür sorgen, dass der Mietspiegel den realen Wohnwert abbildet.

Der Mietspiegel wird in München alle zwei Jahre auf wissenschaftlicher Grundlage erstellt. Er ist ein wichtiges Instrument für Bürger*innen, um zu kontrollieren, ob ihre Miete zu hoch ist und sie gegebenenfalls klagen können. In München wird seit 1994 die sogenannte Regressionsmethode bei der Erstellung genutzt. Das bedeutet, dass viele verschiedene Merkmale einer Wohnung, Baujahr, Wohnlage, aber auch die Heizungs- oder Zimmerausstattung einfließen und statistisch miteinander verknüpft werden. Ist zum Beispiel ein Parkettboden vorhanden, gibt es dafür einen Mietzuschlag. Diese Methode ist sehr differenziert, birgt in der Praxis aber auch Nachteile.

Deshalb haben Die Grünen – Rosa Liste und Volt zusammen mit ihrer Koalitionspartnerin dem Sozialreferat heute Prüfaufträge mitgegeben, die den Mietspiegel verbessern sollen. Bei dessen Erstellung werden viele Kleinstmerkmale herangezogen, die die Ausstattung der Wohnungen betreffen. Einige davon führen zu Preisaufschlägen, erscheinen aber veraltet. So wirken sich zum Beispiel vorhandene Handtuchheizkörper oder eine Gegensprechanlage immer noch mietsteigernd aus. Diese gehören heutzutage allerdings zum Standard und sind alles andere als eine Luxusausstattung. Ein weiteres Beispiel: Auch bei Wohnungen, die lediglich 16 Quadratmeter groß sind, wird eine „offene Küche“ als preissteigernd berechnet – dabei bedeutet das bei so einer kleinen Wohnung lediglich, dass der Kühlschrank notgedrungen neben dem Bett steht.  Mängel hingegen, etwa bei undichten Fenstern, führen nicht systematisch zu einer Abwertung. Diese Beispiele zeigen, dass noch einmal grundsätzlich und kritisch betrachtet werden muss, welche Kriterien künftig bei der Bewertung des Wohnwerts einfließen.

Das gilt ebenso für Ausstattungsmerkmale, die in München derzeit einzeln bepreist werden, etwa Einbauküche, Spülmaschine, Glaskeramikkochfeld. In anderen Städten wie Freiburg oder Frankfurt werden diese bereits jetzt funktional zusammengefasst, was schlanker und weniger bürokratisch ist.

Als dritten Punkt soll das Merkmal „Wohnlage“ künftig akkurater bewertet werden. Bislang wurde dafür standartmäßig der Bodenrichtwert herangezogen, das ist aber rechtlich nur noch in Ausnahmefällen zulässig. Entscheidend sind nun vielmehr, wie laut es in der Umgebung ist, wie viele Grünflächen vorhanden sind oder wie gut ÖPNV-Anbindung ist. Alles Dinge, die in der Tat besser abbilden, wie attraktiv eine Wohnung gelegen ist. Die Fraktionen fordern, dass zur Beurteilung deswegen tatsächlich diese Kriterien herangezogen werden. Dank des digitalen Zwillings, ein virtuelles Abbild der ganzen Stadt, ist dies auch einfach möglich.

Clara Nitsche, sozialpolitische Sprecherin Die Grünen – Rosa Liste: „In München ist die Miete für viele Menschen längst zur ständigen Sorge geworden. Deshalb ist der Mietspiegel kein bloßes Statistikwerk – er sollte ein echtes sozialpolitisches Werkzeug sein. Derzeit funktioniert das leider unzureichend. Der Mietspiegel erweist sich alle zwei Jahre als Teuerungsspiegel. Wir müssen natürlich sicherstellen, dass bei der Erstellung wissenschaftliche Standards eingehalten werden. Der Mietspiegel muss rechtssicher sein! Ich bin mir aber sicher, dass die Kriterien so überarbeitet werden können, dass sie zeitgemäß sind und tatsächlich abbilden, wie hoch der Wohnwert ist. Wohnen ist eine Grundsatzfrage, deswegen müssen wir hier entschlossen vorgehen!“