Kühlschrank

Pressemitteilung | 20.03.2025

München hilft Menschen mit Energieschulden

Den Brief mit der Jahresabrechnung des Energieversorgers machen vermutlich die wenigsten mit Freude auf. Vor allem, seit die Preise durch die Energiekrise noch einmal drastisch gestiegen sind. Arme Menschen trifft diese Entwicklung aber noch härter, sie können die hohen Strom- und Heizungskosten schlichtweg nicht bezahlen. Um diese Energiearmut zu lindern, finanziert die Stadt seit 2019 Energieberatungen für betroffene Haushalte. Wie der Sozialausschuss des Stadtrats heute beschlossen hat, wird die Stadt dieses wichtige Programm fortsetzen.

Die Heizung runterdrehen, Monitore dimmen, das WLAN ausstellen – im kleinen Rahmen lassen sich die Energiekosten drücken. Doch ein großer Brocken sind Elektrogeräte. Beispiel Kühlschrank: Laut Verbraucherzentrale NRW verbrauchte ein Kühlschrank mit Gefrierfach 1990 noch 412 kWh im Jahr, 2020 lag dieser Wert nur noch bei 169 kWh, also weit weniger als die Hälfte[1]. Bei einem angenommenen Strompreis von 40 Cent verbraucht das neuere Modell rechnerisch fast 100 Euro weniger Strom als der alte Kühlschrank[2]. Sind auch andere Elektrogeräte in einem Haushalt in die Jahre gekommen, summieren sich diese Mehrkosten schnell.

Besser situierte Haushalte können abwägen, ob sich für sie der Neukauf eines moderneren Elektrogeräts lohnt. Arme Familien können sich von ihrem knappen Budget aber nicht so einfach ein paar hundert Euro abknapsen. Hier greift die Energieberatung. Durch den Träger I.S.AR. werden betroffene Haushalte zielgruppengerecht beraten und Energiefresser im Haushalt identifiziert. Bei der Anschaffung von Neugeräten hilft dann das Projekt „Energiesparmaßnahme Weiße Ware“ der Caritas. Münchner*innen die Bürgergeld oder Sozialhilfe beziehen, können ein bis zwei stromintensive Haushaltsgroßgeräte gegen energiesparsame Neugeräte eintauschen.

Dass der Bedarf für derartige Projekte immens ist, verdeutlicht eine Studie des Deutschen Mieterbundes, der mit dem Ökoinstitut 2023 die Belastung von Mietenden durch Wohn- und Energiekosten untersucht hat[3]. 62 Prozent der armen Haushalte in München geben mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für Wohnkosten aus. Der Mieterbund macht zudem eine Beispielrechnung für eine alleinerziehende Person auf. Dabei wird deutlich, dass sich die Lage innerhalb eines Jahres deutlich verschärft hat. 2021 musste dieser Haushalt drei Prozent seines Einkommens für Energiekosten aufwenden. Ein Jahr später hatte sich diese Belastung auf sechs Prozent verdoppelt.   

Clara Nitsche, sozialpolitische Sprecherin Die Grünen – Rosa Liste: „Die hohen Energiekosten treffen arme Menschen besonders hart. Das Familienbudget ist ohnehin schon knapp, für einen neuen Kühlschrank oder eine Waschmaschine ist einfach kein Geld da. Und so bleiben die Altgeräte in der Wohnung, fressen immens viel Strom und lassen die Rechnung explodieren. Deshalb ist es so wichtig, dass wir als Stadt hier helfen: durch sozialpädagogisch geschulte Energieberater*innen, aber auch durch die Möglichkeit, alte Geräte gegen energiesparsame Modelle auszutauschen. Das ist eine Unterstützung, die direkt bei den Menschen ankommt.“ 


[1] https://www.verbraucherzentrale.nrw/sites/default/files/2022-04/kurzstudie_stromeffizienz_kuelgeraete_2022.pdf

[2] 164 Euro im Jahr versus 67,6 Euro im Jahr.

[3] https://www.mieterbund.de/app/uploads/fileadmin/public/Studien/DMB_WohnkostenbelastungMietende_final.pdf