Pressemitteilung | 24.06.2010

Mehr Bildungsgerechtigkeit wagen!

P R E S S E M I T T E I L U N G

Mehr Bildungsgerechtigkeit wagen!
IQB-Studie zeigt Handlungsbedarf

Die Stadtratsfraktion Die Grünen – rosa liste hat die neueste Studie des Berliner Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB)* zum Anlass genommen, ihre Forderungen nach einer Offensive für mehr Bildungsgerechtigkeit und nach grundsätzlichen Reformen des Schulsystems zu erneuern. Angesichts der von der Studie aufgezeigten enormen Chancenungleichheit der Schülerinnen und Schüler, die gerade in Bayern ein skandalöses Ausmaß erreicht habe, müsse die bayerische Staatsregierung das dreigliedrige Schulsystem grundsätzlich überdenken, statt der Hauptschule mit der sog. „Mittelschule“ ein neues Mäntelchen umzulegen.

Stadtrat Dr. Florian Roth, stellvertretender Vorsitzender der Fraktion Die Grünen – rosa liste: „Sind schon im Bundesdurchschnitt selbst bei gleicher Begabung die Chancen, ein Gymnasium zu besuchen, bei einem Oberschichtskind 4,5 Mal so hoch wie die eines Facharbeiterkindes, so beträgt der Faktor in Bayern gar 6,6 (das ist der höchste Wert unter den Bundesländern). Auch zeigt die Studie, dass viele Migrantenjugendliche gerade in der Schlüsselkompetenz Lesen und Textverständnis Förderbedarf haben (die Leistungsrückstände im Fach Deutsch entsprechen z.T. zwei Schuljahren), am deutlichsten wird das bei Jugendlichen türkischer Herkunft. Auch hier gehört Bayern zu den Bundesländern mit den größten herkunftsbedingten Unterschieden in den Leistungswerten.

In der Bildungsstadt München gibt es zahlreiche Bemühungen gerade der Kommune im Bereich der Förderung von Kindern aus sozial schwachen Familien. Aber schon der Münchner Bildungsbericht zeigt, dass hier noch viel zu tun ist. Die Übertrittsquoten unterscheiden sich eklatant zwischen den verschiedenen Stadtteilen und die Bildungschancen von Kindern mit Migrationshintergrund sind deutlich schlechter als die von Kindern ohne Migrationshintergrund. Vor diesem Hintergrund ist ein Offensive für Bildungsgerechtigkeit notwendig, zu der aus Sicht der Grünen u.a. folgende Maßnahmen gehören sollten:

· eine Förderformel (analog der im Kindertagesstättenbereich entwickelten „Münchner Förderformel“), die einen gezielten Ressourceneinsatz an Schulen erlaubt, so dass in Regionen und an Schulen mit hohem Anteil von sozial schwachen Familien und Migrantenfamilien finanzielle und personelle Mittel im besonderen Maße bereitgestellt werden (etwa aufgrund eines schulbezogenen Sozialindexes wie seit 2005 in Hamburg);

· besondere Fördermaßnahmen mit Schwerpunkt Deutsch in weiterführenden Schulen für alle Kinder, die Förderbedarf haben

· die Gründung einer Reformschule, in der jenseits des dreigliedrigen Schulsystems neue pädagogische Formen modellhaft umgesetzt werden;

· ein Konzept für eine mehrsprachige Internationale Schule, die den Potentialen einer interkulturellen Gesellschaft gerecht wird“

* (siehe: http://www.kmk.org/presse-und-aktuelles/meldung/stellungnahme-der-kultusministerkonferenz-zu-den-ergebnissen-der-zentralen-ueberpruefung-des-erreich.html
und
http://www.iqb.hu-berlin.de/aktuell/dateien/LV_ZF_0809b.pdf).