Pressemitteilung | 13.04.2017

Grüne – rosa liste beantragen Unterstützung für die Idee eines Gedenktages – „Geschichte der Sinti und Roma in München dem Vergessen entreißen“

P R E S S E M I T T E I L U N G

Die Grünen – rosa liste wollen das Schicksal der unter dem NS-Regime verfolgten Sinti und Roma stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Fraktionsvorsitzender Dr. Florian Roth fordert in einem Antrag, die Selbstorganisationen der Sinti und Roma bei der Etablierung eines Gedenktages für die von den Nazis deportierten Angehörigen dieser Bevölkerungsgruppe zu unterstützen. Dr. Roth wies darauf hin, dass gerade in München mit seiner Geschichte als ehemalige „Hauptstadt der Bewegung“ und den zahlreichen Opfern des NS-Rassenwahns unter den Sinti und Roma ein erheblicher Nachholbedarf an Erinnerungskultur bestehe. Hinzu komme, so Dr. Roth, dass die Diskriminierung der „Zigeuner“, wie sie auch nach dem Krieg noch herabsetzend genannt wurden, auch nach dem Ende des NS-Terrors weitergegangen sei.

Bereits 1899 wurde in München der reichsweit erste „Nachrichtendienst für die Sicherheitspolizei in Bezug auf Zigeuner“ in der Polizeizentrale in der Ettstraße gegründet. Von der Polizeizentrale in der Ettstraße nahmen auch die Deportationen der Sinti und Roma in die Konzentrationslager ihren Ausgang. Im Frühjahr 1943 wurden mindestens 141 Roma und Sinti familienweise deportiert. Den größten Transport vom 13. März 1943 nach Auschwitz-Birkenau begleitete der Leiter der ‚Dienststelle für Zigeunerfragen‘ August Wutz persönlich.

Die deutschlandweite Funktion dieser Behörde wurde auch nach dem Zweiten Weltkrieg in Form der sog. „Landfahrerstelle“ weitergeführt, bis sie erst 1970 wegen Grundgesetzwidrigkeit aufgelöst wurde. Im Vorwort zum Katalog der Ausstellung „Die Verfolgung der Sinti und Roma in München und Bayern 1933 – 1945“ des NS-Dokumentationszentrums heißt es: „Die Beamten aus dem SS- und Polizeiapparat, die den Völkermord organisiert hatten, blieben dagegen in Amt und Würden. Im neu gegründeten Bayerischen Landeskriminalamt in München setzten ehemalige ‚Zigeunerexperten‘ aus dem Reichssicherheitshauptamt die rassistische Sondererfassung unserer Minderheit ungehindert fort“ (S. 10).

Dr. Florian Roth: „Dies alles – der Völkermord an den Sinti und Roma und die Rolle Münchens dabei – ist in der Erinnerung breiter Bevölkerungskreise wenig bis gar nicht präsent. Deshalb ist es höchste Zeit, die Geschichte der Sinti und Roma über einen solchen Gedenktag dem Vergessen zu entreißen und auch auf den fortbestehenden Antiziganismus in aufklärerischer Weise hinzuweisen. Da im März 1943 die Deportationen der Sinti und Roma in der Polizeizentrale in der Münchner Ettstraße begannen, könnte in diesem Monat und zum ersten Mal am 75. Jahrestag im Jahre 2018 ein solcher Gedenktag begangen werden.“

Schon vor einigen Wochen hatte die grün-rosa Fraktion – ebenso wie der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe – beantragt, im Münchner Stadtbezirk Westend ein Denkmal zur Erinnerung an Geschichte und Verfolgung der Sinti und Roma zu errichten und zu diesem Zweck einen Wettbewerb für ein Kunstwerk auszuloben.