Antrag | 08.10.2013

Graue Energie in Energieeffizienzberechnungen berücksichtigen

Antrag:

Der Stadtrat möge beschließen:

Die sogenannte graue Energie in Gebäuden – also die nötige Energie zur Herstellung von Baustoffen und Gebäuden – wird künftig stärker in den Entscheidungsprozess einbezogen bei der Frage, ob ein älteres Gebäude saniert werden soll, oder abgerissen und neu gebaut. Dem Stadtrat wird in entsprechenden Beschlussvorlagen künftig dargestellt, welche Energiemenge voraussichtlich – in Abhängigkeit der Baumaterialien – benötigt wird, um ein Gebäude mit Tiefgarage zu erstellen (inklusive Aufwand für den Abbruch des bestehenden Gebäudes). Parallel dazu wird der Heizenergieverbrauch des geplanten neuen Gebäudes (z. B. ENEV-Standard) dargestellt und mit dem (ggfs. energetisch sanierten) Bestandsgebäude verglichen. Abschließend wird dargestellt, wie lange die sanierten Bestandgebäude jeweils beheizt werden könnten, bis die Energiemenge verbraucht ist, die zur Herstellung eines neuen Gebäudes benötigt wird.

Begründung:
Gebäude sind die nachhaltigsten Konsumgüter unserer Gesellschaft. In ihnen stecken große Mengen sogenannter „grauer Energie“ die beim Abbruch von Gebäuden verloren geht. Dieser Sachverhalt wird in der gesamten Nachverdichtungsdebatte bislang nicht ausreichend gewürdigt, insbesondere von der privaten Immobilienwirtschaft, aber auch bei städtischen Bauvorhaben (siehe Beispiel Müllerstraße 2 – 6). Bei der Fragestellung „Sanierung oder Neubau?“ wird sehr häufig mit der besseren Energieeffizienz von Neubauten argumentiert, ohne dabei objektiv darzustellen, dass ein Neubau (z. B. in Stahlbetonbauweise) soviel graue Energie benötigt, dass dieser Neubau damit vermutlich 30 – 50 Jahre beheizt werden könnte, bevor es dann ggfs. wieder abgerissen wird. Die Ökobilanz in CO2-Äquivalenten bei Holzbauten stellt sich deutlich besser dar.
Diese Daten und Rechenbeispiele sind für den Stadtrat wichtige Entscheidungsgrundlagen, zumindest wenn ein Neubau aus energetischen Gründen gerechtfertigt werden soll, oder wenn es um die Baustoffwahl geht. Der Aufwand für die Simulationsrechnungen ist überschaubar, da die Grundlagendaten in entsprechenden Ökobilanzdatenbanken vorhanden sind und die Baumassen für Neubau bzw. Sanierung anhand der Gebäudekubatur überschlägig berechnet werden können.
Die geforderte Energiebilanzierung bedeutet dabei nicht zwangsläufig, dass einer Sanierung grundsätzlich der Vorzug vor Neubauten zu geben ist, aber dieses Thema muss künftig stärker in den politischen und gesellschaftlichen Fokus gerückt werden.

Fraktion Die Grünen-rosa liste

Initiative:
Herbert Danner
Sabine Krieger
Sabine Nallinger
Paul Bickelbacher
Mitglieder des Stadtrates