Antrag | 30.03.2012

Welchen Umgang erfahren Intersexuelle in München?

Anfrage

Welchen Umgang erfahren Intersexuelle in München?

Bei ungefähr einem von eintausendzweihundert Menschen in Deutschland kann bei Geburt das Geschlecht nicht eindeutig als männlich oder weiblich bestimmt werden. Diese Häufigkeit erscheint im ersten Moment im Vergleich zur wahrgenommenen Häufigkeit relativ groß, was zum einen daran liegt, dass nicht alle Formen dieser Erscheinung offensichtlich sind, zum anderen daran, dass Menschen mit dieser Diagnose häufig schon sehr früh hormonell und operativ behandelt werden, um ihre Intersexualität zu verbergen.
Dabei herrscht ein verbreitetes Handlungsprogramm aus den 50er-Jahren vor, bei welchem Eltern zu einer schnellen Geschlechtszuweisung gedrängt werden, obwohl keine medizinische Indikation vorliegt. MedizinerInnen sind in solchen Fällen oftmals die alleinigen AnsprechpartnerInnen für die meist überforderten Eltern.
Im Nachhinein wurde bei Intersexuellen laut „Hamburger Intersex-Studie“ eine eher geringe Zufriedenheit mit frühkindlichen Operationen ermittelt.

Wir fragen daher:

1.) Bei wie vielen Neugeborenen wird in München jährlich Intersexualität (DSD) diagnostiziert? (Angaben bitte in absoluten Zahlen und Prozent und fünf Jahre zurückreichend).

2.) Wie sieht das Handlungsverfahren aus, nach welchem das städtische Krankenhauspersonal in München vorgeht, sobald bei einem Neugeborenen Intersexualität diagnostiziert worden ist?

3.) Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um das städtische Krankenhauspersonal in München auf den Umgang mit Intersexuellen und deren Angehörigen zu sensibilisieren (z. B. in Form von Fortbildungen)? (Falls möglich, bitte auch die Erfahrungen hierzu bei nicht-städtischen Krankenhäusern darstellen.)

4.) Erhalten intersexuelle Kinder und deren Eltern in München – auch im Zusammenhang mit einer medizinischen Behandlung – psychologische beziehungsweise psychotherapeutische Betreuung?

5.) Wie sieht das Angebot an Anlaufstellen für intersexuelle Menschen in München aus?

6.) In welchen Münchner Krankenhäusern und bei wie vielen Kindern werden pränatale Hormontherapien (Dexametason) durchgeführt? (Angaben bitte in absoluten Zahlen und Prozent und fünf Jahre zurückreichend).

7.) In welchen Münchner Krankenhäusern und bei wie vielen Kindern werden kosmetische Genitaloperationen durchgeführt, die Gonaden entfernt, oder Hormonbehandlungen durchgeführt? (Angaben bitte in absoluten Zahlen und Prozent und fünf Jahre zurückreichend.)

 

 

 

Initiative:

Lydia Dietrich

Thomas Niederbühl

Mitglieder des Stadtrates