Pressemitteilung | 04.07.2016

Schwarzrot plant ökologisches Rollback auf der Wiesn

P R E S S E M I T T E I L U N G

 

Die Grünen – rosa liste laufen Sturm gegen die geplante Entwertung der für Bioqualität vergebenen Punkte bei der Zulassung zum Oktoberfest. Stadträtin Lydia Dietrich sprach von dem „Versuch, das zarte Pflänzchen der Bioprodukte auf der Wiesn auszutrocknen.“ Sabine Krieger beklagte „eine völlige Pervertierung der Biobewertung bei der Punktevergabe.“

Die von Bürgermeister und Wirtschaftsreferent Josef Schmid verantwortete Beschlussvorlage für den morgigen Wirtschaftsausschuss sieht – ohne Stellungnahme des Umweltschutzreferats! – zum einen eine glatte Halbierung der Gewichtung von Öko-Kriterien vor. Ohne dies auch nur mit einem Halbsatz zu begründen, schlägt Schmid vor, die Öko-Kriterien zukünftig nur noch mit dem Faktor 1 zu gewichten, statt wie bisher mit dem Faktor 2 (zum Vergleich: das Kriterium „Tradition“ hat Faktor 4).

Zudem will Schmid im Punktesegment Ökologie zukünftig auch Punkte für regionale (d.h. bayerische) Produkte vergeben – und zwar genauso viele wie für Bioprodukte. Künftig könnten also auch Angebote von Fleisch aus konventioneller Massentierhaltung in den Vorteil von Zulassungspunkten aus dem Segment „Ökologie“ kommen – wenn es nur eine bayerische Massentierhaltung ist! Weitere Punkte sind für E-Mobilität und die Nutzung von Ökostrom zu erhalten. In der Summe werden für das Angebot von Bio-Lebensmitteln höchstens noch drei Punkte vergeben, statt wie bisher maximal zehn.

Die Grünen – rosa liste reagierten mit einem Änderungsantrag, in dem sie zum einen fordern, den Beschluss zu vertagen bis das Umweltschutzreferat eine Stellungnahme abgegeben hat. Umweltreferentin Jakobs soll das Punktesystem im Segment Ökologie überarbeiten und eine fachlich nachvollziehbare Gewichtung vorlegen. Zum anderen fordern die Grünen eine deutliche Besserstellung von biologisch zertifizierten Lebensmitteln gegenüber der regionalen Klassifizierung – in der Reihenfolge „bioregional – bio – regional.“

Sabine Krieger: „Auch wenn ein zusätzliches Bewertungskriterium ‚Regionalität‘ grundsätzlich positiv zu bewerten ist, so kann es unter dem Gesichtspunkt der Auswirkungen auf die Umwelt nicht einfach mit biologisch zertifizierten Produkten gleichgestellt werden. Die meisten der 500.000 Wiesnhendl, die jedes Jahr konsumiert werden, stammen aus qualvoller Massentierhaltung, auch aus Bayern – und das will Herr Schmid jetzt willkürlich einer artgerechten Tierhaltung gleichstellen. Wer so handelt, will die Konsumenten für dumm verkaufen und sendet ein völlig falsches Signal an die Wiesn-Gastwirte.“

Lydia Dietrich: „Es hat viel Zeit und öffentlichen Druck benötigt, um auf dem Oktoberfest wenigstens einige Ansätze von ökologisch unbedenklichem Konsum einzuführen. Dass jetzt die ohnehin schwache Stellung von Ökokriterien bei der Punktevergabe willkürlich noch weiter heruntergestuft werden soll, ist ein alarmierendes Zeichen für die ökologische Blindheit der Verantwortlichen bei SPD und CSU: ‚Bio‘ auf der Wiesn ist ihnen einfach nur lästig.“